Der Hirsch im Garten

In Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern werden 6000 Stück Damwild gehalten

  • Michael Sagorny
  • Lesedauer: 2 Min.

Große Hirschkuhaugen schauen den Passanten am Ortsrand von Waltersdorf bei Luckau durch den großmaschigen Drahtzaun an. Bei seinem Hirschrudel steht Ortsvorsteher Dietmar Becker. »Mit der Haltung von Damwild habe ich vor vier Jahren begonnen«, sagt der passionierte Jäger und füttert dabei seinen Hirsch aus der Hand. »Als Privatmann muss ich dafür etliche Auflagen erfüllen. Der Zaun muss mindestens zwei Meter hoch sein, die Wiese geeignet und groß genug sein. Ich habe eine Sachkundeprüfung abgelegt und ein Veterinär kontrolliert regelmäßig das Rudel.«

Einen Hirsch, vier Hirschkühe und vier Jungtiere hält der 62-Jährige. Das Rudel ist sein Hobby. Geschlachtet oder verkauft werden die Tiere nicht. »Ich freue mich jeden Tag an meinem Rudel«, sagt Becker und gibt seinem Hirsch einen zarten Klaps auf den Rücken. »Es ist schon außergewöhnlich, mit diesen Waldtieren im Garten zu leben. Wenn bei uns Wild auf den Tisch kommt, dann schieße ich es auf der Jagd. Diese Tiere hier landen auf keinem Teller.«

Dabei ist die Haltung von Damwild im Nebenerwerb seit Jahren auf dem Vormarsch. »Wir haben 132 Mitglieder mit ungefähr 6000 Tieren«, führt Axel Behrendt aus. Er ist Geschäftsführer des Verbandes Landwirtschaftliche Wildhaltung in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern. »Die meisten Halter bewirtschaften kleinere Flächen von zwei bis fünf Hektar mit 20 bis 50 Tieren. Es sollten nicht mehr als zehn Tiere pro Hektar sein, dann haben sie genügend Freiraum und Futter satt.«

Auf fetten Wiesen mit genügend Gräsern, Klee und Kräutern geht es dem Rudel gut. Wer eine eigene Zucht gründen möchte, kauft die Tiere bei anderen Haltern. Sie einfach im Wald zu fangen ist verboten. Begonnen hat die deutsche Wildhaltung in den achtziger Jahren. »Geschlachtet werden die einjährigen Hirsche. Ihr Fleisch ist zart und die Population bleibt im Gleichgewicht. Einjährige Hirschkühe werden meistens zu Zuchtzwecken behalten«, erläutert Behrendt.

Doch beim Fleischer nebenan landet das Wild ganz selten. Auch im Supermarkt findet man kein einheimisches Wild. »In Deutschland wird pro Jahr und Kopf ein Kilo Wild gegessen, bei den anderen Fleischarten liegt der Verbrauch bei insgesamt 85 Kilo. Die Lieferanten besorgen das Wild für die Supermärkte von Großfarmen aus Neuseeland – zu Preisen, bei denen wir nicht mithalten können«, erklärt Behrendt. In Brandenburg setzt man darum auf den Direktvertrieb.

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