Indiens Regierung beschließt Hilfspaket für Bhopal-Opfer

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Neu Delhi (dpa) - Mehr als ein Vierteljahrhundert nach der Giftgaskatastrophe in Bhopal will die indische Regierung ein neues Hilfspaket für die Opfer schnüren. Wie indische Medien am Freitag berichteten, billigte das Kabinett von Premierminister Manmohan Singh am Vorabend Empfehlungen einer Regierungskommission, die neben Ausgleichszahlungen in Höhe von umgerechnet 225 Millionen Euro auch neue juristische Schritte gegen den damaligen Betreiber der Pestizidfabrik, den US-Konzern Union Carbide, vorsehen.

Eine Regierungssprecherin sagte, allein für Ausgleichszahlungen würden insgesamt mehr als 120 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Angehörigen von Toten sollten eine Million Rupien (etwa 17 000 Euro) erhalten, dauerhaft Geschädigte die Hälfte der Summe. Hinzu kämen 47 Millionen Euro für medizinische Versorgung und soziale Dienste. Insgesamt sollten etwa 45 000 Menschen von dem Geld profitieren.

Bürgerrechtler kritisierten den Vorstoß als nicht ausreichend. »Mehr als 90 Prozent der 572 000 Betroffenen werden erneut keine Hilfe erhalten«, sagte Satinath Sarangi von der Bhopal-Gruppe für Information und Aktion der Nachrichtenagentur dpa. Daher reihe sich der aktuelle Beschluss der Regierung in die Ungerechtigkeiten der vergangenen Jahrzehnte ein.

Neben den Entschädigungen stellt die Regierung nach eigenen Angaben 54 Millionen Euro für die fachgerechte Entsorgung der chemische Abfälle bereit, die noch immer auf dem Werksgelände lagern. Gleichzeitig solle vor dem Obersten Gericht Einspruch gegen mehrere im Zusammenhang mit der Katastrophe gefällte Urteile eingelegt werden, um die Verhängung härterer Strafen zu erreichen. Auch ein erneutes Auslieferungsgesuch für den damaligen Union-Carbide-Chef Warren Anderson aus den USA werde geprüft.

Am 3. Dezember 1984 waren aus der ehemaligen Pestizidfabrik von Union Carbide in Bhopal 40 Tonnen giftiges Methylisocyanat (MIC) ausgetreten. Etwa 23 000 Menschen starben nach der Katastrophe oder an den Spätfolgen. Zehntausende wurden chronisch krank. Anfang Juni hatte ein Gericht erstmals zehn ehemalige leitende Angestellte von Union Carbide wegen »fahrlässigen Tötung« zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt. Nach massiver öffentlicher Kritik an dem Urteil kündigte Premier Singh an, eine Lösung für alle offene Streitfragen zu finden.
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