SOS aus Babalaschka

In Osch, der kirgisischen Stadt der Liebe, führt der Hass das Regiment

  • Irina Wolkowa, Osch
  • Lesedauer: ca. 9.0 Min.
»Wir haben unser ganzes Leben gebaut, alles Geld in dieses Haus gesteckt«, sagt Kimsanchan. »Und jetzt stehen wir vor dem Nichts!«
»Wir haben unser ganzes Leben gebaut, alles Geld in dieses Haus gesteckt«, sagt Kimsanchan. »Und jetzt stehen wir vor dem Nichts!«

Verbissen bearbeitet Kimsanchan Sadykowa ihre Teeschalen. Immer wieder reibt sie mit dem Lappen über die fettige schwarze Rußschicht. Bis sich darunter die weiße Glasur zeigt.

Nur die Teeschalen, die sie in den Trümmern ihres niedergebrannten Hauses fand, und der Tschapan, den sie seit fünfzehn Tagen auf dem Leib trägt, sind ihr geblieben nach den Unruhen in Osch, im Süden Kirgistans, wo Mitte Juni Kirgisen und Usbeken aufeinander losgingen. Ganze Stadtviertel liegen in Trümmern. Vor allem die der Usbeken: Amir Timur, Furkat und Nawoi im Osten der Stadt, benannt nach dem usbekischen Nationaldichter Alischer Nawoi und vor dem Gemetzel eine Idylle. Mit Häusern, umgeben von kunstvoll gefliesten Höfen, wo Weinspaliere und Aprikosenbäume Schatten vor der weißen Sonne spendeten. Wo die Besitzer jeden Halm Unkraut ausrissen, wo Rosen und violettes orientalisches Basilikum abends nach dem Gießen einen betäubenden Duft verströmten.

»Wir haben u...


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