Zweischneidige Initiative

Die Stadt Gießen plant Führungszeugnispflicht für Ehrenamtler in der Jugendarbeit

  • Stefanie Walter, epd
  • Lesedauer: ca. 2.5 Min.

Ab Oktober will die hessische Stadt Gießen von ehrenamtlichen Mitarbeitern in der Kinder- und Jugendarbeit polizeiliche Führungszeugnisse verlangen. Die Kommune gilt damit bundesweit als Vorreiter. Ziel ist es, sexuelle Gewalt gegen Kinder zu verhindern. Künftig sollen nur diejenigen Verbände städtische Zuschüsse bekommen, die Führungszeugnisse vorlegen. Der Deutsche Bundesjugendring lehnt die Pläne ab.

Gießen. Wenn viele seiner Mitschüler am Strand oder am Baggersee liegen, wird es für Paul Schünke richtig anstrengend. Der 16-Jährige fährt als Betreuer mit einer Jugendgruppe aus seiner Oberurseler Kirchengemeinde auf Sommerfreizeit. Dass er dort eine große Verantwortung trägt und sich einwandfrei verhalten muss, etwa wenn ein Kind oder ein Jugendlicher um ein vertrauliches Gespräch bittet, hat er in der Teamer-Schulung gelernt: »Wenn wir mit einer Situation nicht klarkommen oder unsicher sind, sollen wir sofort mit dem Pfarrer Rücksprache halten.« Paul hält das umstrittene Führungszeugnis für überflüssig: Der Pfarrer brauche kein solches Papier, »er kann uns ganz gut selber beurteilen«. Zudem suche er die Teamer persönlich aus »und kennt uns alle ziemlich gut, da passieren keine Überraschungen«.

In der Kinder- und Jugendarbeit ist sexuelle Gewalt an Kindern schon lange ein Thema. Dabei geht es auch um die »Täter in den eigenen Reihen...


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