Irreale Erregungskurven

Erregung ist ein autodynamischer Antrieb. Sie braucht zwar Impulse von außen, doch was uns wie sehr reizt, ist individuell so verschieden wie das, was uns kalt lässt. Umso erstaunlicher, dass gewisse Erregungskurven abseits von Sex und Gewalt so berechenbar ansteigen, sobald das Fernsehen nur die richtigen Signale sendet. Dann wird Erregung rasch zu: Empörung.

Seit über zehn Jahren etwa wird reflexartig der humanistische Notstand ausgerufen, wenn sich erwachsene Menschen wochenlang freiwillig unter Kamerabeobachtung begeben und dabei wahlweise im Container, Urwald oder Zuhause sind. Ob Dschungelcamp oder »Big Brother«, »Super Nanny« und »Casting Show«, »Eltern auf Probe« oder »Raus aus den Schulden« – wenn das Leitmedium unterm Siegel »Reality« das inszeniert, was mit Realität ähnlich viel zu tun hat wie Christine Neubauer, enerviert das Feuilleton regelmäßig sein brach liegendes Helfersyndrom. Hilfe! ruft es dann: Die Hochkultur...


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