Holunder, Quark, Spinnentiere

In einem Dorf in Sachsen-Anhalt wird seit dem Mittelalter ein besonderer Milbenkäse hergestellt

  • Sabine Fuchs, dpa
  • Lesedauer: ca. 2.0 Min.

Holunderbirnen sind keineswegs eine spezielle Obstsorte. Wer sie genießen will, darf nicht zartbesaitet sein, denn mit jedem Biss wandern tausende Milben den Gaumen hinunter. Für die Einwohner eines kleines Dorfes in Sachsen-Anhalt ist diese Käsespezialität ein Hochgenuss.    

Würchwitz. Für Lisbeth Brauer ist es die schönste Zeit des Jahres. Die 94-jährige gewählte Milbenkäsekönigin aus dem kleinen Ort Würchwitz im Burgenlandkreis fertigt ihre Spezialität: die Holunderbirnen. Nach einem alten Rezept überzieht sie Holunderblüten mit Magerquark, so bekommen die Dolden die Form einer Birne. Dann taucht sie die ummantelten Blüten in eine Kiste mit munter krabbelnden Milben. Die 0,3 Millimeter kleinen Tierchen lassen den Quark in ein bis drei Monaten zum lebendigsten Käse der Welt reifen.

In der Munitionskiste

»Für empfindliche Gemüter ist das nichts«, sagt die Königin. Doch sie freue sich, wenn der Käse lebt. Ihrer soll der beste sein, deshalb amtiert sie seit 20 Jahren als Käsekönigin.

Seit dem Mittelalter bereiten die Würchwitzer ihren Milbenkäse mit seinem gewöhnungsbedürftigen Geschmack. Hochzeit ist jedes Jahr zur H...


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