Henriette vom Hagen

Frauen-Geschichte(n)

  • Martin Stolzenau
  • Lesedauer: 2 Min.

Einst beeindruckte sie ihre Leser durch eine aufgeklärte Ausprägung und eine romantische Ausdrucksweise. Inzwischen ist die Lyrikerin in Vergessenheit geraten. Lediglich in Nachschlagewerken zu deutschen Schriftstellerinnen des 18. und 19. Jahrhunderts findet sie noch Erwähnung.

Henriette Ernestine Christiane vom Hagen wurde am 19. August 1760 im nordthüringischen Stöckey geboren. Ihr adliges Elternhaus ermöglichte ihr eine für Mädchen damals ungewöhnlich breite Bildung, die auch Gedankengut der Aufklärung einschloss. Dabei offenbarte das Mädchen schon früh eine dichterische Begabung. Für 1769 sind die ersten Gedichten von ihrer Hand nachgewiesen. Da war sie neun Jahre alt. Die stolzen Eltern förderten ihre Schreibversuche und erlaubten 1776 der 16-Jährigen die erste Veröffentlichung. Dass Frauen aus gebildeten Adels- und Bürgerkreisen schriftstellerisch dilettierten und ihre Schöpfungen in Salons vortrugen war nicht ungewöhnlich. Die Veröffentlichung und die damit verbundene öffentliche Präzenz in einer Männerdomäne schon. Ihre Gedichte erschienen in zahlreichen Musen-Almanachen. 1784 brachte Henriette in Wernigerode eine erste Gedicht-Sammlung heraus.

Zu ihren frühen Förderern gehörten Johann Heinrich Voß, ein Hauptvertreter des »Hainbundes« mit aufgeklärt-gesellschaftskritischer Orientierung, und Leopold Friedrich Günther Goeckingk, der zu den Wegbereitern des Sturm und Drang zählte. Kontakt hatte Henriette auch zum norddeutschen Reimarus-Kreis, zu Friedrich Gottlieb Klopstock, Anna Luise Karsch, Johann Wilhelm Ludwig Gleim und Elisa von der Recke. Schließlich wurde sie an den Hof von Waldeck berufen; im Hofstaat der Fürstin von Waldeck avancierte sie zur Oberhofmeisterin. Dabei kam sie in Kontakt zu Karl von Gilden, einem Offizier in waldeckschen Diensten, den sie schließlich heiratete. Ihr Mann tolerierte ihren geistigen Anspruch und ihre Dichtkunst. Doch der nunmehrigen Frau von Gilden waren am Hof von Arolsen nur noch wenige Schaffensjahre vergönnt. Sie starb bei der Geburt ihres zweiten Sohnes 1794, im Alter von nur 33 Jahren.

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