1500 Tiere warten auf ein Zuhause

Im Falkenberger Heim gibt es Hunde und Katzen, aber auch exotische Leguane

  • Vera Findeis, dpa
  • Lesedauer: 2 Min.

Nein, sie wollen nicht nur spielen! Sie brauchen dringend ein Zuhause – mehr als 1500 Tiere warten in Europas größtem Tierheim in Berlin-Falkenberg auf »ihre Menschen«.

Sie ist anlehnungsbedürftig, verschmust, kommunikativ, brav, lebt in geordneten Verhältnissen in einem zwar kleinen, aber sauberen Appartement, ist nicht übergewichtig und durchaus ansehnlich. Doch etwas fehlt der American-Staffordshire-Hündin Sina: ihre Menschen. Seit viereinhalb Jahren schon wartet das Tier auf neue Besitzer und hält damit den traurigen Rekord, bei den Hunden am längsten auf ein eigenes Zuhause zu hoffen.

Einst angeschafft als Statussymbol, überrollt von den im Jahre 2001 erlassenen gesetzlichen Bestimmungen zur Haltung gefährlicher Hunde, fristet die sanfte Sina im Tierheim nun ihr zwar versorgtes, aber nicht vollständiges Leben. Zudem hat sie es schwer, in der Masse der Hunde – rund 300 von ihnen stehen derzeit zur Vermittlung – so aufzufallen, dass sie das Herz eines Menschen erwärmt und der berühmte Funke überspringt.

Von den Hunden aller Größen, Farben, Felllängen und jeglichen Alters sind 50 Prozent sogenannte Listenhunde, umgangssprachlich Kampfhunde. Immerhin gibt es in der Stadt der Tiere rund 40 Gassigänger – ehrenamtliche Helfer, die allwöchentlich an festgelegten Tagen mit den Wuffis und Bellos spazierengehen und dabei ihre Schützlinge genau beobachten, so dass für künftige Besitzer detaillierte Aussagen zum Wesen der vierbeinigen Hausgenossen vorliegen.

Bei den Katzen, von denen in Berlin-Falkenberg etwa 700 versorgt werden, sind ehrenamtliche Schmuse-Gruppen in den Katzenhäusern unterwegs, um den Samtpfoten auch die unbedingt erforderlichen Streicheleinheiten zu ermöglichen. Katze Luisa allerdings hat es bisher nicht geschafft, Besitzer zu finden, sie ist unterdessen 20 Jahre alt und damit die dienstälteste Schnurrerin im Tierheim Berlin. Jedes Tier in dem weitläufigen Areal am Rande Berlins wird artgerecht versorgt, immerhin gehören neben den Hunden und Katzen auch Kaninchen, Hamster, Ratten, Papageien, Hutaffen, Schweine, Hühner, Frösche, Schlangen und Leguane zu den Tieren auf Zeit.

Der jüngste Leguan-Zugang in Falkenberg wurde vor kurzem in Charlottenburg im Karton eines Flachbildschirmes ausgesetzt mit dem zynischen Hinweis »Achtung, der Leguan möchte seine Ruhe haben«. Im Tierheim ist er nun der Nachbar von Artgenosse Hugo, der in seinem Terrarium stoisch der Dinge harrt.

Putziger sind die drei Waschbären Melly, Karin und Kurt, die einst als Handaufzucht in einer Mietswohnung gehalten wurden und nun aufgrund der falschen Sozialisierung auch nicht mehr ausgewildert werden können. Wenn die Freude zur Last wird, Urlaub, Umzug oder schlicht Desinteresse anstehen, dann sind die engagierten Pfleger, Tierärzte und ehrenamtlichen Helfer gefragt. Ihre Arbeit gleicht der, die einst Sisyphus auferlegt wurde – sie endet scheinbar nie.

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