»Das ist die Seele!«

Katharina Hacker: ein Erdbeerfeld als Ort von Angst und Hoffnung

  • Irmtraud Gutschke
  • Lesedauer: ca. 4.0 Min.

Die Mutter hatte am Telefon geweint: Sie hatte die Erdbeeren zu pflanzen vergessen. Die Erdbeeren, die sie jedes Jahr hingebungsvoll pflegte auf ihrem »Acker«, um später Marmelade zu kochen. Die Gläser, mit Papier umwickelt, wurden dann in einem Karton verstaut und für den Sohn zu Post gebracht. – Es gibt schlimmeres, als ein Jahr ohne Marmelade zu sein, hätte Anton sagen können. Doch das wäre nicht Trost, sondern Beleidigung gewesen. Er wusste doch, wie viel der Mutter das Erdbeer-Ritual bedeutete, und er nahm es als schlimmes Zeichen: Dass sie nämlich Stück für Stück sich selbst verlor. Also fährt zu ihr aufs Dorf, beflanzt heimlich für sie das Erdbeerfeld.

Anton ist 43, Arzt in Berlin-Kreuzberg, vor kurzem hat er sich sogar verliebt. In der »ersten Nacht lachte er und sagte, es sei ein Stück von Gott, ein Stück Tod, ein Stück Hinfälligkeit auch und die größte, gespanntesten Neugierde, etwas, das ihn schier zerriß, so viel Glüc...


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