Was dich zum Sklaven macht

»Gnade« – ein neuer Roman der Literaturnobelpreisträgerin Toni Morrison

Am Anfang ist eine Stimme. Eine Stimme, von der der Leser zunächst nicht weiß, wem sie gehört. Die ihn in die Geschichte hineinlockt, wie der Zauberer in den dunklen Wald. Erst nach und nach tauchen die Namen der Figuren auf, einer nach dem anderen. William Faulkner hat so geschrieben und Toni Morrison, die afroamerikanische Literaturnobelpreisträgerin, hat diese Schreibweise für ihre Bücher übernommen. Zwar ist sie nicht so radikal wie der Südstaaten-Autor, der in »Schall und Wahn« fast ganz auf Namen verzichtet und die einzelnen Stimmen nur durch bestimmte Umstände oder Aussprüche identifizierbar macht; aber auch am Anfang von »Gnade«, ihrem neuen Roman, ist es für den Leser nicht ganz leicht. Erst im zweiten Kapitel taucht ein allwissender Erzähler auf, der vieles, was unklar war, nach und nach erklärt: Dass die Geschichte Ende des 17. Jahrhunderts in Virginia spielt. Dass die Sklavin Florens, deren Stimme eingangs spricht, als jung...


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