Finanzminister als Strichmännchen

Broschüre »Landeshaushalt? Was ist das denn?« erklärt Schülern den Etat

Ist der Landeshaushalt die Familie des Ministerpräsidenten? Beschließt der Finanzminister den Haushalt oder macht das der Landtag? Bringt die Biersteuer die höchsten Einnahmen oder die Lohnsteuer, und dürfen die Kommunen die Hundesteuer allein für sich behalten oder die Erbschaftssteuer?

Auf diese Fragen, die Finanzminister Helmuth Markov (LINKE) immer wieder von Schülern gestellt bekam, antwortet er jetzt schriftlich und – als Strichmännchen. Eine 23 Seiten zählende Broschüre aus seinem Ressort trägt den Titel: »Landeshaushalt? Was ist das denn?« Markov taucht in diesem kindgerecht und lustig aufgemachten Heftchen nicht mit seinem Foto, sondern immer wieder als Strichmännchen auf.

Gezeichnet hat ihn die Grafikerin Sophie Weckesser mal mit einem Regenschirm und mal mit einem Koffer in der Hand und ein Liedchen pfeifend. Dazu heißt es dann: »Es wäre wunderbar, wenn es Geld regnen würde, dann müsste ich mir um die Einnahmen unseres Landeshaushaltes keine Gedanken machen, könnte ein fröhliches Liedchen trällern und so nebenbei den Geldkoffer füllen. Aber leider leben wir nicht im Schlaraffenland, wo einem die gebratenen Tauben einfach in den Mund fliegen.«

»Es ist vielleicht etwas ungewöhnlich, dass ein Minister als Strichmännchen daher kommt«, stellt sich Markov den Jungen und Mädchen vor. »In Wirklichkeit bin ich natürlich kein Strichmännchen, sondern bringe schon das eine oder andere Kilo auf die Waage. Das Typische an mir ist mein Bart. Der ist schon grau – ich bin ja auch schon 58 – meine Haare sind es auch. Macht nichts. Immerhin könnt ihr mich dann gleich erkennen, wenn Ihr unsere Regierung mal im Fernsehen oder in der Zeitung seht.«

Mit dem Etat sei es eigentlich wie mit dem Taschengeld. Wenn die Kinder es clever anstellen, teilen sie es so ein, dass es reicht, bis es wieder neues gibt. Und wenn sie etwas zurücklegen, können sie sich später etwas Größeres leisten. Aber wenn sie nicht aufpassen, dann flutscht das Geld nur so durch die Finger. Aber okay, räumt der Minister ein. Ganz das selbe wie beim Taschengeld sei es nun auch wieder nicht. Es bereite ihm ganz schön Kopfzerbrechen, wenn er die Einnahmen und die gewünschten Ausgaben vergleiche und dabei feststellen müsse, »dass das Geld nicht reicht«, gesteht Markov. Er fügt hinzu: »Nicht einmal für die Ausgaben, die uns am wichtigsten sind.« Bei der Debatte über den Etat müsse er viel Kritik einstecken, »aber auch Anerkennung bleibt nicht aus«.

Braucht Brandenburg überhaupt Geld? Natürlich brauche der Staat Geld; damit er die Lehrer bezahlen kann beispielsweise und auch die Polizisten, und damit die »weniger wohlhabenden« Bürger unterstützt werden können mit Wohngeld, Bafög und Sozialhilfe. »Unsere Landesregierung hat sich vorgenommen, Schritt für Schritt ein lebenswertes Brandenburg für alle zu schaffen. Dieses Ziel bestimmt auch unseren diesjährigen Landeshaushalt.« Er sei ziemlich stolz darauf, »dass wir die Qualität in den Kindertagesstätten verbessern«, verrät Markov. Der Etat umfasse 16 große Hefter und sei 4,5 Meter hoch.

Jungen und Mädchen, die sich die Broschüre durchgelesen haben, können zehn Quizfragen beantworten, zu denen auch die eingangs genannten Fragen gehören. Einsendeschluss ist der 30. November. Zu gewinnen gibt es etwa einen Tag auf dem Landgestüt in Neustadt/Dosse, eine Besichtigung der Baustelle für den Großflughafen Schönefeld, einen Besuch im Filmpark Babelsberg, einen Taschenrechner oder eine Armbanduhr.

Die Idee, eine solche kindgerechte Broschüre zum Etat zu publizieren, hatte Markovs Pressesprecherin Ingrid Mattern. Den letzten Anstoß lieferten Schüler aus Oranienburg mit ihren Fragen an den Minister. Nach ihrem Kenntnisstand sei die Broschüre einzigartig, erzählt Mattern. Andere Bundesländer haben so etwas offenbar noch nie versucht.

Ministerium der Finanzen des Landes Brandenburg, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Heinrich-Mann-Allee 107, 14 473 Potsdam, www.kinderleicht-brandenburg.de

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal