»Hier herrscht Klassenkrieg«

ND-Gespräch mit Richard L. Trumka, Präsident des US-amerikanischen Gewerkschaftsdachverbandes AFL-CIO

In den USA sind, statistische Beschönigung abgezogen, über 18 Prozent arbeitslos und über 40 Millionen Menschen leben in Armut. Seit Monaten mobilisiert eine breite Koalition aus Gewerkschaften, sozialen Bewegungen, Künstlern und progressiven Politikern für große Demonstrationen am 2. Oktober. Unter der Losung »Eine Nation – gemeinsam im Kampf für Arbeitsplätze, Gerechtigkeit und Bildung für alle« werden allein in Washington 100 000 Teilnehmer erwartet. Der aus einer Bergarbeiterfamilie stammende 61-jährige Richard Louis Trumka ist seit einem Jahr Präsident des US-amerikanischen Gewerkschaftsdachverbandes AFL-CIO. Er war selbst Bergmann und 1982 bis 2009 Präsident der Vereinigten Bergarbeitergewerkschaft. Diether Dehm sprach mit Trumka nach einer Versammlung in jener »Great Hall«, in der schon Abraham Lincoln seine Gesetze zur Aufhebung der Sklaverei verteidigt hat.
In den USA sind, statistische Beschönigung abgezogen, über 18 Prozent arbeitslos und über 40 Millionen Menschen leben in Armut. Seit Monaten mobilisiert eine breite Koalition aus Gewerkschaften, sozialen Bewegungen, Künstlern und progressiven Politikern für große Demonstrationen am 2. Oktober. Unter der Losung »Eine Nation – gemeinsam im Kampf für Arbeitsplätze, Gerechtigkeit und Bildung für alle« werden allein in Washington 100 000 Teilnehmer erwartet. Der aus einer Bergarbeiterfamilie stammende 61-jährige Richard Louis Trumka ist seit einem Jahr Präsident des US-amerikanischen Gewerkschaftsdachverbandes AFL-CIO. Er war selbst Bergmann und 1982 bis 2009 Präsident der Vereinigten Bergarbeitergewerkschaft. Diether Dehm sprach mit Trumka nach einer Versammlung in jener »Great Hall«, in der schon Abraham Lincoln seine Gesetze zur Aufhebung der Sklaverei verteidigt hat.

ND: Welchen Einfluss hat die »Tea Party«-Bewegung? Welche Gefahr stellt sie für die Demokratie in den USA dar?
Trumka: Hinter der »Tea Party«-Bewegung stehen die Superreichen. Sie wird von ihnen finanziert. Da diese Eliten wohl kaum auf breite Unterstützung in der Bevölkerung hoffen können, wenn sie ihre Ziele offen proklamieren, manipulieren sie einige Leute, die dann in ihrem Interesse handeln. Die Arbeiter wissen aber genau, dass die Wall Street jetzt schon wieder, wie seit 30 Jahren, ihr Fest feiert, zu dem sie nicht eingeladen wurden, das sie aber mit ihren Arbeitsplätzen und ihrem Zuhause bezahlen. Wir dürfen nicht zulassen, dass FOX-News und »Tea Party« die Wut der Arbeiterklasse von den Profiteuren der Krise wegkanalisieren, zum Beispiel auf wirtschaftlich noch Schwächere. Etwa mit der zynischen Behauptung, ein – aus ihrer Sicht – »überregulierender Wohlfahrtsstaat« sei für die gegenwärtige Krise und das Haushaltsde...


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