Einstiger PDS-Stadtrat Retzlaff geht zur SPD

Köpenicker beklagt tiefe Differenzen mit Fraktion

  • Andreas Fritsche
  • Lesedauer: 2 Min.
Von 1992 bis 2000 war Dirk Retzlaff PDS-Stadtrat in Köpenick. Jetzt hat er in einem Brief an den Bezirksvorstand, dessen Mitglied er bis zuletzt war, seinen Austritt aus der Partei erklärt. Außerdem wechselt er in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) von Treptow-Köpenick die Fraktion und geht zur SPD. Retzlaff tritt zugleich der sozialdemokratischen Partei bei. Die Gründe dafür will er heute bei einer Pressekonferenz in der Köpenicker Geschäftsstelle der SPD erläutern. Für eine Stellungnahme war er gestern nicht zu erreichen. Laut PDS-Bezirkschefin Petra Reichardt erklärt Retzlaff seinen Schritt in einem Schreiben an den Vorstand mit »tiefen Differenzen« mit Fraktion und Parteivorstand. Er verweise auch auf ideologische Meinungsverschiedenheiten. Für Reichardt, die auch in der BVV sitzt, kommt der Übertritt von Retzlaff nicht überraschend. Der Wechsel sei »logisch«, auch wenn er ihr leid tue. SPD-Anträge hätten Retzlaff in der BVV näher gelegen als die Intentionen der eigenen Partei. Nachdem Retzlaff mit der Fusion von Treptow und Köpenick Anfang 2001 seinen Posten als Stadtrat verlor, war er stellvertretender Fraktionsvorsitzender der PDS. Vor zwei Monaten trat er von diesem Posten zurück. Nach Darstellung Reichardts, weil er für seine Ansichten in der Fraktion keine Mehrheiten fand. Nach ND-Informationen gab es auch Streit mit Kulturstadträtin Eva Mendl (PDS), die Misstrauen geäußert haben soll. Retzlaff könnte sauer gewesen sein, war aus Fraktionskreisen zu hören, weil man Mendl aus Mitte holte, nachdem der ehemalige Köpenicker PDS-Jugendstadtrat Ernst Welters fünfmal durchfiel, als er sich in der Fusions-BVV für diesen Posten zur Wahl stellte. Ein Grund für den Import Mendls sei jedoch auch gewesen, dass es schon längere Zeit Unzufriedenheit mit Retzlaffs Arbeit als Stadtrat gegeben habe, sagte Reichardt dazu. Retzlaff habe als Stadtrat »gute Arbeit« geleistet, meinte dagegen der Treptower PDS-Bezirksverordnete Daniel Bartsch. Die PDS will mit ihrem einstigen Mitglied jetzt »sachlich« umgehen, so Reichardt.
Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -