Wo sind Delhis Bettler geblieben?

Nach den Commonwealth-Spielen Rückkehr tausender armer Inder erwartet

  • Henri Rudolph, Delhi
  • Lesedauer: ca. 3.5 Min.

Den Besuchern der indischen 16-Millionen-Metropole bietet sich gegenwärtig ein seltenes Bild: Keine Bettler und Obdachlosen sind auf den Straßen, vor Tempeln und schon gar nicht in der Nähe der Sportarenen zu sehen. Die Slums »verstecken« sich hinter bunten Plastikwänden und Riesenpostern mit dem lustigen Maskottchen der Commonwealth Games, dem Tiger Shera. So gut es eben geht, haben die Behörden das Problem der Armut aus dem Stadtbild verbannt.

Delhi gaukelt derzeit eine heile Welt vor. Den rund 7000 Sportlern und Offiziellen aus 71 dem britischen Commonwealth angehörenden Ländern und Territorien sowie unzähligen ausländischen Touristen präsentiert sich Delhi mit einer schönen Fassade. Die weit verbreitete Armut ist kaum sichtbar. Doch viele Nichtregierungsorganisationen (NRO) und die indischen Medien fragen, wo die zwangsläufig geduldeten, jetzt aber zumindest für die Dauer der Spiele unerwünschten Straßenkinder, die Zeitungen und allerlei Schnickschnack verkaufen, die Straßenhändler, die Luftballons, Eis, Kugelschreiber oder Mückenschutz anbieten, die Obdachlosen und in Rollstühlen durch die Gegend fahrenden Leprakranken, die Müllsammler und die Bettlerfamilien denn geblieben sind.

Bettler werden kriminalisiert

Nach Angaben des Amtes für Soziale Gerechtigkeit bevölkern zu normalen Zeiten etwa 60 000 Bettler die indische Metropole, davon 20 000, die jünger als 18 Jahre sind,...


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