Wühlen an der Wuhle

Wildschweine fühlen sich in Biesdorf-Süd offensichtlich wohl

  • Wolfgang Weiß
  • Lesedauer: 2 Min.

Wer in diesen Tagen am südlichen Teil des Wuhlewanderweges spazieren geht, muss sich auf einiges gefasst machen. Zwischen Wuhlesee und der Fußgängerbrücke an der Feuersteiner Straße gibt es fast keine freien Rasenflächen mehr, die nicht von Wildschweinen geradezu umgepflügt worden sind. Die Tiere haben dabei auf ihrer Nahrungssuche zum Teil beträchtliche Strecken zurückgelegt.

Sie kommen, so weiß man in den zuständigen Revierförstereien, sowohl aus der Wuhlheide im Westen als auch aus der Dammheide im Osten. Sie müssen vielbefahrene Straßen wie die Köpenicker Straße oder die Kaulsdorfer Straße überqueren und sich einen Weg durch die Siedlungsgebiete suchen. Anwohner des Biesdorfer Weges und der Nitzwalder Straße berichten von nächtlichen Begegnungen mit den Schwarzkitteln. Diese können gefährlich werden, vor allem, wenn sich Jungtiere in der Rotte befinden. Hundebesitzern, die nachts mit ihrem Vierbeiner unterwegs sind, wird deshalb dringend angeraten, die Leinenpflicht einzuhalten. Auch Autofahrer sollten in Biesdorf-Süd nachts besonders aufmerksam und vorsichtig sein.

Allein im Gebiet der Wuhlheide wird der Wildschweinbestand auf fast 50 Tiere geschätzt, und in der Dammheide dürften es noch wesentlich mehr sein. Insgesamt soll es in Berlin bis zu 10 000 Schwarzkittel geben. Davon wurden im Jagdjahr 2008/2009 rund 3400 erlegt, geht aus der Antwort der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung auf eine Anfrage der Abgeordneten Claudia Hämmerling (Grüne) hervor. Das Jagen von Wildschweinen im Berliner Stadtgebiet ist kompliziert. So muss von jedem Grundstückseigentümer eine Genehmigung vorliegen. Treibjagden oder sogenannte Bewegungsjagden verbieten sich wegen der damit verbundenen Risiken von selbst. Die Wildschweine haben oft ihre natürliche Scheu vor den Siedlungsgebieten der Menschen verloren und werden deshalb auch schon als Stadtschweine bezeichnet. Entsprechend nennen sich die auf sie angesetzten Waidmänner auch Stadtjäger. Im Gebiet von Marzahn, zu dem Biesdorf-Süd gehört, gibt es davon fünf.

Um der zunehmenden Ausbreitung der Wildschweine in Berlin Herr zu werden, wurden schon die unterschiedlichsten Forderungen und Vorschläge gemacht. So verlangten Einwohner in Biesdorf-Süd den Bau eines Schutzzaunes an der Wuhlheide. Im Berliner Institut für Zoo- und Wildtierforschung gibt es die Idee zu einem Projekt, wie man bei weiblichen Schwarzkitteln mittels Medikamentengabe einem Trächtigwerden vorbeugen kann. Dazu müsste man sie aber erst einmal in eigens zu diesem Zweck konstruierten Fallen fangen. Das Wichtigste, um die »herrenlosen Wildtiere«, so das Beamtendeutsch, aus den Wohngebieten fernzuhalten, sei jedoch die strikte Einhaltung des Fütterungsverbotes. Darin sind sich Stadtjäger, die Polizei und die Mitarbeiter der Berliner Forsten einig.

Bei Problemen mit Wildtieren: Berliner Forsten Tel. 64 19 37 23

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