Virtuell und blitzschnell

Charité-Projekt: Digitalisierung in der Pathologie

  • Andreas Heinz
  • Lesedauer: 2 Min.

Mit dem ehrgeizigen Projekt »Virtual Specimen Scout« (VSS) will die Berliner Charité die Nummer eins unter den europäischen Universitätskliniken werden. Gemeinsam mit der Technischen Universität (TU) treiben Experten aus Medizin und Wirtschaftsunternehmen die virtuelle Mikroskopie zur blitzschnellen Diagnostik zum Beispiel von Tumoren voran.

Projektkoordinator Prof. Peter Hufnagl erläuterte gestern kurz die Funktionsweise: »Mit VSS entwickeln Charité und TU ein neues System zur Diagnostik pathologischer Schnitte. Dieses System soll auf einem Monitor digitale Bilder von Gewebeproben automatisiert voranalysieren.« Hufnagl ist Leiter der Abteilung Digitale Pathologie und IT an der Charité.

Aus einer Datenbank können laut Hufnagl Vergleichsbilder angefordert werden, die Darstellungen enthalten, zu denen bereits gesicherte Diagnosen bekannt sind. »Die Präparate werden gescannt und gespeichert. Bei einer Diagnose wird der aktuell zu untersuchende histologische Schnitt eingegeben. Auf der Datenbank wird das Objekt automatisch mit anderen »virtuellen Schnitten« verglichen. »Auf diese Weise können Mediziner auf der ganzen Welt zur gleichen Zeit quasi durch das Bildschirm-Mikroskop schauen und sich ausführlich informieren.« Ein weiterer Vorteil nach Ansicht der Fachleute: Die Objekte können auf dem Monitor gedreht und gleichzeitig von verschiedenen Seiten aus betrachtet werden. Das sei bisher nicht möglich.

»In Berlin und Brandenburg gab es im vergangenen Jahr 278 medizintechnische Unternehmen mit rund 10 000 Mitarbeitern«, stellte Wirtschaftssenator Harald Wolf (LINKE) fest, der sich gestern über den Stand des Projekts informierte. Damit sei die Region das leistungsstärkste Gesundheitszentrum Deutschlands. Das solle auch so bleiben. Deshalb werde er sich weiter für Förderung zum Beispiel durch den Europäischen Sozialfonds einsetzen.

Das VSS-Projekt wird mit 680 745 Euro aus dem Europäischen Fonds für Regionalentwicklung (EFRE) unterstützt und gilt nach Überzeugung des Institutsdirektors der Pathologie, Prof. Manfred Dietel, als wegweisendes Beispiel der Medizintechnik im Bereich der virtuellen Mikroskopie.

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