Bußgeld bei Abwesenheit
Bildungssenat will obligatorischen Sprachtest
Bereits zum nächsten Schuljahr will Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD) einen verbindlichen Sprachtest für alle Kinder ab vier Jahren einführen. Eltern, deren Kinder nicht am Test teilnehmen, sollen ein Bußgeld zahlen. Kinder mit Förderbedarf sollen dann einen halben Tag lang die Kita besuchen. »De facto ist es eine Kita-Pflicht, für diejenigen, die Sprachförderbedarf haben«, sagte Zöllner. Er sehe den Test als festen Bestandteil der Schulpflicht, daher könne auch ein Bußgeld bei Nichterscheinen erhoben werden, so der Senator.
Derzeit ist der Test freiwillig, Kinder mit Sprachdefiziten bekommen drei Stunden täglich Förderunterricht. Durch die Neuregelung sollen aber gerade die Kinder, die bislang keine Kita besuchen, erfasst werden. In diesem Jahr waren von 2000 geladenen Kindern nur rund 600 zum Test erschienen. Bei etwa der Hälfte habe es einen Förderbedarf gegeben. »Ich gehe davon aus, dass die 1400, die nicht getestet worden sind, mindestens auch zu 50 Prozent Förderbedarf haben.« Doch »gerade auch die Kinder, die bislang nicht die Kita besuchten, müssen zur Teilnahme am Sprachtest aufgefordert werden, um sie bei Bedarf entsprechend fördern zu können«, so Zöllner. Etwa zehn Prozent der Kinder in Berlin gehen laut Bildungssenat nicht in eine Kindertagesstätte.
Zudem will der Bildungssenat den Sprachteil der Einschulungsuntersuchung dahingehend ausbauen, dass es auch hier einen richtigen Sprachtest gibt. Dessen Ergebnisse sollen nicht nur den Grundschulen zugutekommen, sondern auch den Kindergärten eine Bewertung ihrer Sprachförderung ermöglichen. Eine frühere Überprüfung hätte zur Folge, dass bei festgestelltem Sprachförderbedarf der Kitabesuch eineinhalb bis zwei Jahre vor Schulbeginn verbindlich angeordnet werden kann, so der Senat.
Da Zöllner die Dauer der Sprachförderung verlängern will, prüfe sein Haus derzeit in Zusammenarbeit mit der Humboldt- und der Freien Universität die Tauglichkeit eines Sprachtests für Dreijährige. Außerdem sollen Eckpunkte für eine sinnvolle Sprachförderung vor allem an den Kindergärten erarbeitet werden. Es solle ein Konzept geben für Kitas und Grundschulen, so Zöllner, um die Sprachförderung aus dem Bereich der Beliebigkeit zu holen.
Wir stehen zum Verkauf. Aber nur an unsere Leser*innen.
Die »nd.Genossenschaft« gehört denen, die sie lesen und schreiben. Sie sichern mit ihrem Beitrag, dass unser Journalismus für alle zugänglich bleibt – ganz ohne Medienkonzern, Milliardär oder Paywall.
Dank Ihrer Unterstützung können wir:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen in den Fokus rücken
→ marginalisierten Stimmen eine Plattform geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und weiterentwickeln
Mit »Freiwillig zahlen« oder einem Genossenschaftsanteil machen Sie den Unterschied. Sie helfen, diese Zeitung am Leben zu halten. Damit nd.bleibt.