Renate ratlos?

Nitrofen-Skandal weitet sich aus

Wer das Vorhandensein des Pflanzenschutzmittels Nitrofen in Lebensmitteln für einen vernachlässigbaren Fauxpas hält, wird mehr und mehr eines Besseren belehrt. Ans Tageslicht wird ja nicht nur die totale Verschwiegenheit der Ernährungsbranche gezerrt. Immer klarer wird auch: Bei der Lebensmittelüberwachung fehlt es an allen Ecken und Enden. Fast ist man geneigt zu sagen: Die deutschen Lebensmittel sind so gut, weil sie so schlecht kontrolliert werden. Ob sich das - dem Skandal einen makaberen Dank - ändern wird, ist beileibe nicht entschieden. Zwar sind einige Schwachstellen erkannt, vor allem in der Futtermittelwirtschaft, aber so recht schuld an der Nitrofen-Verseuchung fühlt sich niemand. Ratlosigkeit allenthalben: Wir Bauern lieferten nur das Getreide, wir Händler lagerten es nur ein, wir Verkäufer verkauften, wir Mischwerke mischten und wir Kunden kauften guten Glaubens. Wie diesem System kollektiver Verantwortungslosigkeit, gepaart mit krimineller Energie, beizukommen ist, gehört ebenso noch ins Reich politischer Ratlosigkeit. Das probateste Mittel auf lange Sicht ist sicher die von Verbraucherministerin Künast - jetzt erst recht! - ausgerufene Agrarwende. Leider hat die rot-grüne Bundesregierung schon jetzt weitgehend die Kraft verloren, einen solchen Konzeptwechsel durchzusetzen. Dazu ist der Widerstand der traditionellen Agrarlobby und der wiedererstarkten CDU/CSU im Bundesrat zu groß. Insofer...

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