Sorgloser Umgang mit Aids-Gefahr

In Brandenburg leben schätzungsweise 610 HIV-Infizierte

  • Gudrun Janicke, dpa
  • Lesedauer: 2 Min.

Die Aids-Gefahr wird nach Ansicht von Gesundheitsministerin Anita Tack (LINKE) zunehmend auf die leichte Schulter genommen. »Der Umgang mit der Infektion ist sorgloser geworden, die Risikobereitschaft nimmt zu.«

Es gibt zwar immer wirksamere Medikamente gegen die Erkrankung, doch das dürfe nicht dazu führen, mit dem Risiko der Ansteckung zu spielen. In Brandenburg leben nach Schätzungen des Robert-Koch-Instituts 610 HIV-Infizierte und an Aids erkrankte Menschen. Vor allem Männer infizieren sich; ihr Anteil beträgt 71 Prozent. Dabei sind weiterhin diejenigen am stärksten betroffen, die Sex mit Männern haben. Aber nicht nur auf diesem Weg, sondern auch durch Drogenmissbrauch und Prostitution kann es zur Ansteckung kommen. Es sei erschreckend, dass heute nur noch 29 Prozent der Gesamtbevölkerung und 38 Prozent der 16- bis 20-Jährigen Aids als gefährliche Krankheit ansehen, warnte Tack. Mit 175 000 Euro werde das Land in diesem Jahr fast genauso viel Geld wie im Vorjahr für Aids-Prävention ausgegeben. So sei die »Lümmeltüte« mit Informationen auch in diesem Jahr an alle Schulabgänger verteilt worden. Angesichts der höheren Lebenserwartung Infizierter – in den nächsten Jahren sollen deutschlandweit mehr als 50 Prozent der Betroffenen über 50 Jahre sein – steigen die Herausforderungen für die professionelle Pflege, stellte die Ministerin fest. In dieser Situation seien neue Wohnprojekte zu entwickeln. »Auch im Hospizbereich wird es erforderlich sein, Plätze für Aids-Kranke vorzuhalten.«

Viele Infizierte seien arbeitsfähig und möchten auch Geld verdienen. »Arbeitgeber sind in der Regel aber nicht sehr aufgeschlossen«, kritisierte Tack. »Hier ist ein Umdenken erforderlich.« Es gebe nur sehr wenige Berufe, die HIV-Infizierte nicht ausüben könnten.

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