Die Précarios von Odivelas

In Portugal kämpfen 1,3 Millionen prekär Beschäftige ums Überleben

  • Martin Lejeune
  • Lesedauer: ca. 3.5 Min.

Odivelas, eine triste Satellitenstadt im Norden Lissabons, wo die Mieten niedrig und die soziale Lage angespannt ist, will ihren Ruf durch eine Kampagne »Erde der Möglichkeiten« aufpolieren. Der Spruch prangt zur Zeit auf fast jeder der großen Reklametafeln in Odivelas.

Alexandra Mendes Fotos: Lejeune
Alexandra Mendes Fotos: Lejeune

Für Alexandra Mendes ist der Slogan eine Lüge. Für sie ist Odivelas der Ort, wo die Verdammten dieser Erde hausen. Verdammte wie sie, die im Callcenter des Elektrizitätskonzerns EDP für 4,10 Euro die Stunde Beschwerden zur Höhe der Stromrechnung entgegennimmt. Von ihrem Lohn muss Alexandra elf Prozent für die Sozialversicherung und fünf Prozent Einkommensteuer abführen.

Das Leben in Westeuropas ärmstem Staat ist hart. Portugal verzeichnet in der EU den höchsten Anteil an prekär Beschäftigten unter den Arbeitnehmern. Die 1,3 Millionen »Precários« verdienen zum Teil weniger als den gesetzlich vorgeschriebenen Mindestlohn von 475 Euro. »Jetzt, wo durch das Sparpaket der Regierung die Mehrwertsteuer auf 23 Prozent erhöht wurde, weiß ich nicht mehr, wie ich in Zukunft überleben soll«, sagt Alexandra verzweifelt.

40 Stunden pro Woche arbeitet die 32-jährige Mutter zweier Söhne. Ihr Arbeitgeber ist nicht EDP, sondern die Zeit- und Leiharbeits...


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