Aufruhr beim Südgipfel

Stuttgart unterliegt Bayern 3:5 und hofft, es im Pokal besser zu machen

  • Thomas Niklaus und Hanna Schmalenbach, SID
  • Lesedauer: 3 Min.

Vor dem VIP-Haus mit den prominenten Gästen wüteten die aufgebrachten Fans, wenige Meter entfernt waren Bruno Labbadia und Fredi Bobic um Deeskalation bemüht – die aufgeheizte Stimmung konnten der neue Trainer und der sichtlich angeschlagene Sportdirektor aber nicht beruhigen. Der VfB Stuttgart steckt nach dem 3:5 gegen Bayern München so tief in der Krise wie seit dem Abstieg vor 35 Jahren nicht mehr. Für den Tabellenvorletzten war es die schlechteste Hinrunde seiner Bundesliga-Geschichte.

Den Spielern und Verantwortlichen der Schwaben schlug nach der elften Saisonpleite blanker Hass entgegen. Nur ein Sieg am Mittwoch im Pokal-Achtelfinale – erneut gegen den FC Bayern – könnte dafür sorgen, dass sich die Situation bei den Schwaben zumindest etwas entspannt.

Auch der neue Coach Labbadia konnte bei seiner Liga-Premiere für den VfB die besorgniserregende Talfahrt nicht stoppen. Vielmehr schwor er das Umfeld auf Abstiegskampf ein. »Das ist eine Prüfung für den ganzen Verein. Wir werden bis zum letzten Tag um den Klassenerhalt kämpfen. Das schaffen wir nur gemeinsam«, sagte Labbadia und fügte an: »Andere Klubs sind besser darauf eingestellt. Es ist wichtig, dass wir jetzt Ruhe bewahren.«

VfB-Präsident Erwin Staudt versuchte per Megafon vergeblich, die Menge zu besänftigen. »Wir werden alles tun, um gut gerüstet in der Rückrunde den Abstieg zu verhindern. Dafür brauchen wir aber Eure Unterstützung«, rief Staudt. Auch Bobic forderte, »dass jetzt alle zusammenstehen müssen«. Die Anfeindungen der Anhänger »helfen uns nicht weiter. Ich verstehe den Frust, gegen diese Aggressionen habe ich aber etwas.«

Die Wut der Fans, die einige Zeit auch die Abfahrt des Bayern-Busses verhinderten, ist aber durchaus verständlich. Gegen eine völlig desolate VfB-Abwehr hatte vor allem der ehemalige Stuttgarter Mario Gomez leichtes Spiel. Vor 40 500 Zuschauern traf der Nationalstürmer dreimal (31./52./54.), dazu durften Thomas Müller (36.) und Franck Ribery (43.) noch etwas für ihr Selbstvertrauen tun.

»Diese vielen individuellen Fehler waren ein echtes Manko«, sagte Labbadia. Zu kritisch wollte der Trainer nicht sein: »Wir haben auch viele Sachen gut gemacht, Moral bewiesen und gefightet.« Immerhin gelangen dem VfB durch Martin Harnik (50./64.) und Christian Gentner (71.) drei Treffer, die allerdings durch Fahrlässigkeiten der Bayern begünstigt waren.

»Wir haben schöne Tore kreiert, aber auch wieder drei Tore weggegeben. Das müssen wir abstellen«, sagte Bayern-Trainer Louis van Gaal. Ansonsten war der Niederländer sehr zufrieden, den Rückstand auf Platz zwei verkürzt zu haben: »Vier Punkte können wir aufholen, aber Dortmund ist schon weit weg.«

Bevor es aber in die Pause und die Rückserie geht, kommt es morgen zur Neuauflage des Südderbys. »Das wird ein ganz anderes Spiel. Da geht es wieder bei Null los«, sagte van Gaal.

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