Untergang in der Imperatiefsee

  • Hans-Dieter Schütt
  • Lesedauer: ca. 3.5 Min.

Philip Tiedemann presst die Welt zur Miniatur – es können sich noch so wuchtige, mondäne Bühnenvorhänge öffnen, den Blick geben sie meist frei auf Nuss-Schalen der Existenz. Dieser Regisseur liebt am Meer wohl den Wassertropfen, am Universum das hinterste Sternenpartikelchen, am Denk-Gebäude die kleinste Zelle, wo die Unentrinnbarkeiten am größten und, unter tiefster Decke, Verkrümmungen die einzige mögliche Lebenshaltung sind. Alles Weite und Luftige und Ferne arbeitet stets nur dem Strampler Mensch zu, diesem Meister Winzig der unendlichen Natur, diesem Mini-Spielzeug in den Hosentaschen des Schicksals. So geriet Tiedemanns Regie in den Ruf, listig philosophisch zu sein; so geriet sie aber auch in den Verdacht einer alles verniedlichenden Denkungs- und Zeigeart.

Nun war mal wieder das Niedliche dran. Am Berliner Ensemble inzenierte Philip Tiedemann »Immanuel Kant« von Thomas Bernhard. Der Philosoph reist per Schiff nach New Yor...


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