Quartiere in den Innenstädten gesucht

Das Infrastrukturministerium fördert Neubau von Mietwohnungen 2011 mit rund zehn Millionen Euro

Städte wie Cottbus und Eberswalde schrumpfen weiter, wenngleich die Bevölkerungszahlen nicht mehr so stark sinken wie in den vergangenen 20 Jahren. Trotzdem fördert das Land Brandenburg jetzt wieder den Neubau von Mietwohnungen. Es werden kleine, bezahlbare, behindertengerechte Quartiere in den Innenstädten gesucht, erzählt Infrastrukturminister Jörg Vogelsänger (SPD).

Im Stadtzentrum sind die Wege zu Ärzten und in die Geschäfte ungleich kürzer als auf dem Dorf. Die Flucht aufs Land scheint ein Ende zu nehmen. Vor allem ältere Menschen ziehen zurück in die Städte. Durch diesen Trend entsteht Druck auf den Wohnungsmarkt. Dem will das Infrastrukturministerium begegnen. 2011 stellt es rund zehn Millionen Euro für den Neubau von Mietwohnungen bereit. 44 Anträge aus 18 Städten sind eingegangen. Am Montag gab das Infrastrukturministerium bekannt, wer sich auf Fördermittel freuen darf. Eine Jury hat 16 Anträge für den Bau von insgesamt 336 Wohnungen empfohlen.

In den Genuss eines Zuschusses kommt beispielsweise die kommunale Gebäude- und Wohnungsverwaltung (GWV) in Wittstock. Sie erhält das Geld für Bauvorhaben in der Werderstraße und in der Kettenstraße. An der Werderstraße erwarb die GWV eine 4000 Quadratmeter große Brache. Durch den Neubau von 28 Wohnungen mit den Hausnummern 8 bis 18 sowie 24 bis 30 soll die historische Häuserzeile auf einer Länge von 60 Metern geschlossen werden. Hinter der Häuserzeile können Fahrzeuge parken. 25 Prozent der Kosten für die Investition schießt das Infrastrukturministerium zu. Den Rest bringt die kommunale Wohnungsverwaltung selbst auf.

Ein schmuckes Fachwerkhaus könnte die Kettenstraße 51 eigentlich jetzt schon sein. Doch noch verbirgt sich das Fachwerk hinter grauem Putz. Die Erbin konnte mit dem Gebäude nichts anfangen. Es nisteten sich »Landstreicher« ein und zwei Mal brannte es, berichtet GWV-Geschäftsführer Hans-Jörg Löther. Dann kaufte die GWV die heruntergekommene Immobilie für 15 000 Euro. Von dem Haus bleibt nur die Fassade, die mit einer Durchfahrt versehen wird. Dahinter entsteht ein Neubau mit drei Wohnungen.

Neue Quartiere bauen möchte auch die Templiner Wohnungsgenossenschaft UM. Sie warf ein Auge auf die Gegend innerhalb der Stadtmauer, wo sie bislang nur ein paar Altneubauten besitzt. Das empfindet die UM als Nachteil. Der Genossenschaft gehören insgesamt 1200 Wohnungen. Alle sind bereits saniert. Wohl darum liegt der Leerstand bei nur 0,2 Prozent, vermutet UM-Vorstand Anke Junker-Füchsel. »Wir sind recht rührig und können nicht still sitzen«, versichert sie. Was wäre also noch zu tun? Die Wahl fiel auf eine Ruine an der Oberen Mühlenstraße. Das Grundstück misst 800 Quadratmeter. Hier soll ein Eckhaus mit mehreren Wohnungen entstehen. Fahrstühle sind vorgesehen und Wohnungen, die sich auf zwei Etagen erstrecken. Auch eine Dachterrasse schwebt der Vorständlerin vor. Zunächst einmal aber muss die Ruine abgerissen werden und die Archäologen müssen graben. Im Herbst 2011 soll der erste Spatenstich gesetzt werden, sagt Junker-Füchsel. Sie rechnet nicht nur mit Fördermitteln vom Land. Sie hofft, dass es für das Bauvorhaben zudem noch Geld von der Stadt Templin gibt.

Die Jury riet, Bauvorhaben unter anderem in Kyritz, Eberswalde, Frankfurt (Oder), Prenzlau, Luckenwalde und Pritzwalk zu fördern. Bedingung für einen Zuschuss sei, dass bei mindestens 25 Prozent der Wohnungen die Mieten begrenzt werden, erläutert Jürgen Schweinberger, der im Ministerium die Abteilung Stadtentwicklung und Wohnungswesen leitet. Die Mieten dürfen in strukturschwachen Gegenden 4,60 Euro pro Quadratmeter nicht überschreiten und sonst nicht höher als 5,50 Euro sein. Außerdem muss mindestens jede vierte Wohnung für Bedürftige mit Wohnberechtigungsschein reserviert bleiben. Liegen die Quoten höher, sind mehr Fördermittel drin.

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