Extremismus im Schüleraufsatz

Wachsamkeit in Niedersachsen – Anonym die Polizei informiert

Die sattsam vertrauten Wachsamkeitsappelle des niedersächsischen Innenministers Uwe Schünemann (CDU) treiben merkwürdige Blüten: Eine Lehrerin witterte im Aufsatz eines muslimischen Schülers Extremismus – und meldete dies der Polizei. Anonym. So viel Empörung hat die Sache ausgelöst, dass sich die Landesregierung damit befassen muss.

Das Geschehen, zu dem SPD und Grüne im Landtag nun eine Anfrage formulieren, beschäftigte die Polizei schon 2008. Damals hatte sich der 19-jährige Yasin Celik, Schüler an der Integrierten Gesamtschule (IGS) Garbsen bei Hannover, in einer schriftlichen Arbeit kritisch über Aussagen des Theologen Hans Küng geäußert. Celik wollte sich nicht mit der These anfreunden, aus gemeinsamen Regeln verschiedener Religionen könnte sich ein »Weltethos« entwickeln. Für die Verteidigung des Korans hatte sich der Schüler eingesetzt, auch Gespräche zu diesem Thema hatte er mit der Lehrerin geführt. Diese aber witterte Ungemach. Die Frau schrieb auf einen Zettel: »Yasin Celik, Schüler in der 11. Klasse der IGS Garbsen, hat Kontakt zu einer extremistisch-islamischen Gruppe. Wenn ihm Verständnis und Wertschätzung entgegengebracht wird, würde er vielleicht reden.«

Ohne Absender und Unterschrift schickte die Pädagogin den Schrieb an die Polizei...


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