Modernisierung: Miete soll sich verdoppeln

Wohnungsbaugesellschaften planen teure Sanierungen / Mieterverein fordert Eingreifen des Senats

  • Bernd Kammer
  • Lesedauer: 3 Min.

Die Ankündigungen klingen gut: »Wir verbessern Ihre Wohnqualität«, teilte die Wohnungsbaugesellschaft Howoge ihren Mietern in Buch mit, und die ebenfalls landeseigene Gesobau übermittelte Pankower Mietern ihre Freude darüber, »dass im März 2011 beginnend und im Oktober 2011 abgeschlossen, Modernisierungs- und Instandsetzungsmaßnahmen« erfolgen. Die Mieter haben sich weniger gefreut, denn in der Gesobau-Anlage am Döbrabergweg in Nordend sollen manche Mieten um mehr als 100 Prozent steigen.

Nicht mehr ganz so heftig will die Howoge bei ihren 2300 Wohnungen in Buch zulangen, die bis 2013 saniert werden sollen. Noch vor einem Jahr schockte sie die Mieter mit Modernisierungsankündigungen, die teilweise ebenfalls zur Verdopplung der Miete geführt hätten. Weil die Empörung groß war und an den Modernisierungsplänen das Ingenieurbüro des SPD-Abgeordneten Ralf Hillenberg ohne Ausschreibung mitgewirkt hatte, wurde das Projekt gestoppt und überarbeitet. Doch auch die nun erfolgten neuerlichen Ankündigungen haben es in sich. Eine 127 Quadratmeter große Wohnung in der Walter-Friedrich-Straße sollte um 305 Euro und damit 67 Prozent teurer werden.

»Ein untypischer Einzelfall«, entschuldigte gestern Howoge-Geschäftsführer Reinhard Baumgarten. »Da hier ein Härtefall vorliegt, haben wir die Miete inzwischen auf 5,30 Euro pro Quadratmeter korrigiert.« Möglich wären 6,01 Euro gewesen. Baumgarten betont, dass man sich bei der Modernisierungsumlage an die Vorgaben des Senats halte.

Generell könnte die Howoge elf Prozent der Modernisierungskosten jährlich auf die Miete umlegen. Nach den Senatsvorgaben kappe man die Nettokaltmiete aber beim Oberwert des Mietspiegels plus der Einsparung an Energiekosten pro Quadratmeter. Für eine 40 bis 60 Quadratmeter große Wohnung in der Walter Friedrich-Straße, die bisher 3,69 Euro pro Quadratmeter kostete, werden so nach der Sanierung 5,90 Euro fällig. Möglich wären aber 8,54 Euro. Pro Wohnung werden so 1,50 bis zwei Euro pro Quadratmeter nicht auf die Mieter umgelegt. »Bis zu 1,8 Millionen Euro der Modernisierungskosten in Buch tragen wir selbst«, sagt Howoge-Prokurist Michael Wagner. Er glaubt, dass die Wohnungen auch nach der Sanierung »noch für Hartz IV-Empfänger zugelassen sind«.

Dagegen hält Reiner Wild, Geschäftsführer des Mietervereins, die Mietsteigerungen für nicht vertretbar. Nach energetischen Sanierungen würden die Mieten im Schnitt um 1 Euro pro Quadratmeter steigen, bei der Howoge um 1,50 Euro und mehr.

Die Gesobau argumentiert ähnlich wie die Howoge. 3,16 Millionen Euro investiere man in die 80 Wohnungen am Döbrabergweg, 40 Prozent könnten auf die Mieter, die derzeit noch von sehr niedrigen Mieten profitierten, umgelegt werden, wobei man sich an die Senatsvorgaben halte. Die Bruttowarmmiete werde im Schnitt um 41 Prozent steigen.

Laut Wild liegen die Gesobau-Mieten damit um bis zu 20 Prozent über den Mietspiegel-Oberwerten. »Das ist nicht hinnehmbar, hier muss der Senat tätig werden.« Aufgabe der kommunalen Wohnungsunternehmen sei es, für breiteste Schichten der Bevölkerung bezahlbaren Wohnraum anzubieten.

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