Unterelbe steigt und steigt

In Brandenburg wird zum Schutz von Dörfern erstmals der Löcknitz-Sommerpolder geflutet

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Das Hochwasser an der Elbe steigt bedrohlich. Am Samstag soll es in Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern seinen Höchststand erreichen. Bis sich die Lage danach entspannt, wird es nach Ansicht von Experten dauern.

Lüneburg/Potsdam (Agenturen/ND). Der steigende Elbepegel hat vor allem die Gemeinden im nördlichen Sachsen-Anhalt und in Niedersachsen weiter in Atem gehalten. In Wittenberge, aber auch in den Landkreisen Lüneburg und Lüchow-Dannenberg stieg das Wasser am Freitag noch an. In Niedersachsen wurden die Höchststände für Samstag erwartet, prognostiziert wurden ähnliche Wasserstände wie beim Hochwasser im April des Jahres 2006.

In der niedersächsischen Samtgemeinde Elbtalaue hat die Feuerwehr vorsorglich rund 40 000 Sandsäcke gefüllt, um Häuser zu schützen. Im Landkreis Lüneburg, wo am Donnerstag formell der Katastrophenfall ausgerufen wurde, wurden in den vergangenen Tagen vorsorglich mehrere Deiche verstärkt. In der Prignitz in Brandenburg sollte am Freitag erstmals der in den 1970er Jahren errichtete Sommerpolder an der Löcknitz geflutet werden. Durch die Überflutung des 2100 Hektar großen Areals sollen nach Angaben des Umweltministeriums die Deiche entlastet und Gemeinden in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern geschützt werden. Seit der Schließung eines Wehrs am vergangenen Wochenende kann kein Wasser mehr aus der Löcknitz in die Elbe abfließen, es droht daher Deiche und Straßen zu überspülen. Für die Elbe gilt in der Prignitz und in Mecklenburg-Vorpommern die höchste Alarmstufe vier.

Lob der Talsperren

Auch die Havel bei Havelberg in Sachsen-Anhalt verzeichnete am Freitag zunächst noch einen steigenden Pegel mit Alarmstufe vier. Eine Sprecherin des niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) sagte, es könnte »Tage dauern, bis die Pegelstände sichtbar sinken«.

In Thüringen haben die Talsperren und Rückhaltebecken an Saale, Unstrut und Werra das Land vor größeren Schäden durch das Hochwasser bewahrt. Sie hätten die Wassermenge in wichtigen Gewässern erheblich reduziert, erklärte Umweltminister Jürgen Reinholz (CDU) am Donnerstag. Seit Beginn der Schneeschmelze seien etwa 155 Millionen Kubikmeter Wasser im Talsperren-System des Freistaates gespeichert worden. Durch optimale Steuerung an den Saale-Talsperren sei es gelungen, den Wasserstand in Rudolstadt um 1,50 Meter und den im Raum Jena um einen Meter zu senken. In Sachsens Hauptstadt Dresden ist das Altstadt-Terrassenufer am Donnerstagabend wieder für den Verkehr freigegeben worden.

Protest gegen Flussausbau

Mit brennenden Fackeln wollen Umweltschützer am 29. Januar entlang der Elbe gegen den Ausbau des Flusses für die Schifffahrt protestieren. Die Aktion »Fackeln für die Elbe« soll in zahlreichen deutschen Städten veranstaltet werden, teilte der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) am Freitag in Magdeburg mit.

Die Proteste sind unter anderem in Dresden, Magdeburg, Wittenberge, Hitzacker und Hamburg geplant. Der Widerstand richtet sich konkret gegen das Staustufenprojekt der Elbe bei Decin in der Nähe der deutsch-tschechischen Grenze. Abgelehnt werden auch die Pläne für den Elbe-Saale-Kanal und die Verengung und Vertiefung der Mittelelbe.

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