Over Marx

  • Martin Kröger
  • Lesedauer: 2 Min.

»WG-Zimmer zu vermieten«. Für ein 20-Quadratmeterzimmer – Richtung Sonnenaufgang! – in einer Wohngemeinschaft auf der beschaulichen Halbinsel Stralau hingen jüngst Gesucht-Zettel in Friedrichshainer Kneipen aus. Zusätzlicher Werbespruch für das möblierte Zimmer: »Karl Marx wohnte als Student im Vorderhaus, Freke Over hinten.« Über die Ikone der Arbeiterbewegung wird kolportiert, dass er seine Miete im Jahr 1837 nicht zahlen konnte, weil er sein Geld lieber in den nahegelegenen Biergärten versoff. Der ehemalige Berliner Abgeordnete der PDS, Freke Over, hatte dasselbe Haus Mitte der neunziger Jahre mit besetzt. Wie Marx hat er Berlin aber ebenfalls später den Rücken gekehrt: Er lebt seit 2004 mit Familie im brandenburgischen Rheinsberg. Sein Ruf als »Anführer« der linksradikalen Hausbesetzer-Szene verfolgt ihn jedoch noch heute: Bei den Bürgermeisterwahlen wurde er wegen seiner Geschichte deutlich abgestraft, berichtet Over.

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Von übler Nachrede indes kann auch Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) ein Lied singen. Dennoch posierte Wowereit in dieser Woche selbst feixend bei der Modemesse »Bread & Butter« mit einem roten Schuh – ausgerechnet! Stand doch vor Jahren ein Foto von Wowereit, auf dem er bei einer Bambi-Verleihung einen roten Pumps hält und daneben eine Champagnerflasche zu sehen ist, wie kein anderes für das Klischee vom »Partymeister«. Aber wie heißt es doch so schön: »Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich völlig ungeniert.« Foto: dpa

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