Ungeheuerliche Normalität

In Erfurt wird das Gelände der früheren Krematoriumsfirma »J.A. Topf & Söhne« zum Holocaust-Gedenkort

  • Thomas Bickelhaupt, epd
  • Lesedauer: ca. 3.0 Min.

Erfurter Ingenieure entwickelten und bauten die Verbrennungsöfen für die NS-Konzentrationslager, in denen Millionen Menschen nach ihrer Ermordung verbrannt wurden. Nach mehr als 65 Jahren öffnet auf dem einstigen Firmengelände ein Erinnerungsort an den Holocaust.

Verbrennungsöfen der Erfurter Firma »J. A. Topf & Söhne« im ehemaligen Konzentrationslager Buchenwald
Verbrennungsöfen der Erfurter Firma »J. A. Topf & Söhne« im ehemaligen Konzentrationslager Buchenwald

Erfurt. Die Inschrift fällt aus dem Rahmen. »Stets gern für Sie beschäftigt« steht weithin sichtbar an dem grauen Gebäude, das sich von dem Gewerbegebiet unweit des Erfurter Hauptbahnhofs deutlich abhebt. Am 27. Januar wird in dem schmucklosen Bau ein neuer Erinnerungsort für den Holocaust eröffnet. Denn dort standen einst die Zeichenbretter des Krematoriumsherstellers »J.A. Topf & Söhne«, an denen Mitarbeiter des Unternehmens die Verbrennungsanlagen für den Massenmord der Nationalsozialisten zwischen Buchenwald und Auschwitz entwarfen.

Der überdimensionale Schriftzug an der Fassade ist ein Zitat aus Geschäftsbriefen, mit denen die Firma hohen Nazi-Dienststellen ihre Dienste anbot. Die Historikerin Annegret Schüle sieht darin einen der Belege dafür, dass die Zusammenarbeit mit den Nazis ohne äußeren Druck erfolgte. Die nachgewiesenen Initiativen von Ingenieuren zur Optimierung ihrer Krematorien bis hin zu den nicht realisierten Hoc...


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