15 000 protestieren in Schönefeld

Demonstranten jedoch bei Forderungen zwischen Ruf nach BBI-Baustopp oder lediglich Anpassung der Flugrouten gespalten

  • Georg-Stefan Russew und
  • Lesedauer: 3 Min.

Leticia Witte, dpa

Mit Plakaten, Trillerpfeifen und Tröten haben am Sonntag mehr als 13 000 Menschen am Flughafen Schönefeld demonstriert. Etwa 1500 von ihnen forderten am Mittag auf einem Protestmarsch einen Baustopp des geplanten Hauptstadtflughafens Berlin Brandenburg International (BBI). Zwei Stunden später versammelten sich mehr als 12 000 Demonstranten zu einer Kundgebung, um gegen neue Flugrouten zu protestieren.

Der Veranstalter, das Bündnis Berlin Brandenburg gegen neue Flugrouten, sprach von der bislang größten Veranstaltung gegen die umstrittenen BBI-Flugrouten. »Mit der Demo wollen wir ein klares Zeichen setzen, das in ganz Berlin und Brandenburg nicht überhört werden kann«, sagte die Schirmherrin des Bündnisses, Sabine Bergmann-Pohl. Nur die Flugrouten aus dem Planfeststellungsbeschluss für den BBI dürften Grundlage jeglicher Diskussion sein. Sie warf den Planern bei den jetzt diskutierten neuen Routen Täuschung vor. »Wir werden nicht locker lassen«, kündigte die frühere DDR-Volkskammer-Präsidentin an.

Andere Redner sprachen von einem »Flughafen-Skandal«. Der Sprecher des Bündnisses, Markus Peichl, zollte dem Bürgerverein Berlin Brandenburg (BVBB), der für einen BBI-Baustopp und die Aufgabe des Standortes Schönefeld zugunsten von Sperenberg eintritt, Respekt für den langjährigen Protest. »Wir haben nicht rechtzeitig erkannt, was am BBI passiert«, räumte Peichl ein. Sonst hätte man auch schon früher dem Bürgerverein zur Seite stehen können. Die Veranstalter sprachen von 15 000 Teilnehmern, die Polizei von bis zu 12 000 Menschen, die sich auf einem Parkplatz am Flughafen eingefunden hatten.

Am Mittag waren bereits vom S-Bahnhof BBI-Gegner in einem Protestmarsch losgezogen. Der Bürgerverein Berlin Brandenburg (BVBB) als Veranstalter der ersten Demonstration zählte fast 2000 Teilnehmer, die Polizei mehr als 1500. Der Verein hatte ursprünglich mit weniger Menschen gerechnet. Laut Polizei verlief der Protestmarsch friedlich. Es kam aber zu Behinderungen im Straßenverkehr. Die Demonstranten gegen das Großprojekt bekräftigten ihre Forderungen nach einem Baustopp des BBI und die Aufgabe des Standortes südlich von Berlin.

Die Vorsitzende des Bürgervereins, Astrid Bothe, wies in ihrer Rede erneut auf die Position der BBI-Gegner hin, dass der neue Flughafen in Sperenberg (Teltow-Fläming) gebaut werden solle. Einige Menschen trugen Plakate, auf denen zum Beispiel »Baustopp BBI« und »BBI macht krank« stand. Einige von ihnen hielten zudem Schilder mit Namen von Gemeinden in Brandenburg und Berliner Bezirken in die Höhe. Die Menschen dort könnten vom Fluglärm des neuen BBI betroffen sein. Mit Blick auf die aktuelle Debatte über die Flugrouten sagte Bothe: »Wer intelligente Flugrouten will und sie für einen Segen hält, will in Wahrheit Fluglärm nur nicht über dem eigenen Kopf.« Man dürfe sich von einer »Flugroutenkosmetik« nicht täuschen lassen, sondern müsse das Übel an der Wurzel packen. Der BVBB kündigte an, dass der Verein im Februar ein Nachnutzungskonzept für Schönefeld vorstellen werde.

Anders als die BBI-Gegner fordert das Bündnis Berlin Brandenburg gegen neue Flugrouten keinen Baustopp, sondern wendet sich gegen die von der Deutschen Flugsicherung (DFS) geforderten abknickenden An- und Abflüge sowie den angestrebten unabhängigen Parallelbetrieb der beiden Start- und Landebahnen.

Anfang September 2010 hatte die Deutsche Flugsicherung ihre von den bisherigen Planungen erheblich abweichenden Routen präsentiert. Danach wären plötzlich ganz andere Siedlungsgebiete und Kommunen von Fluglärm betroffen als bislang angenommen, darunter auch Berliner Bezirke. Seitdem gibt es in der Region Berlin-Brandenburg wütende Proteste.

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal