17 Jahre zu Unrecht im Gefängnis

Weil niemand seine schwere Erkrankung erkannte, bekam ein Vietnamese lebenslänglich

Nachdem er 17 Jahre lang im Gefängnis gesessen hatte, sprach das Landgericht Chemnitz gestern einen 41-jährigen Mann nachträglich frei. Er war zum Tatzeitpunkt nicht zurechnungsfähig.

Der Vietnamese war 1994 wegen eines ein Jahr zuvor begangenen Doppelmordes zu einer lebenslänglichen Freiheitsstrafe verurteilt worden. An der Tat des Mannes, der damals zwei Landsleute grundlos erschossen und sich selbst der Polizei gestellt hatte, bestand zwar kein Zweifel. Doch er war, so das Landgericht in dem Wiederaufnahmeprozess, zum Tatzeitpunkt nicht schuldfähig gewesen. Das gestrige Urteil entsprach in großen Teilen den Anträgen der Staatsanwaltschaft und der Verteidigung.

Der Vietnamese litt an Schizophrenie und es gebe Hinweise, dass die Krankheit bereits zum Tatzeitpunkt bestanden hatte, stellte die Vorsitzende Richterin fest. Im ersten Prozess hatte ein damals 79-jähriger bayerischer Medizinalrat, der kein Psychiater war, als Gutachter fungiert. Der Arzt hatte lediglich zwei Sitzungen gebraucht, um den Mann zu untersuchen. Sein Gutachten, das die volle Schuldfähigkeit bescheinigte, war bereits am Folgetag der zweiten Sitzu...


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