Führerschein mit 17 überzeugt Skeptiker

Jugendliche dürfen ein Jahr früher und nur in Begleitung fahren, gleichzeitig sinken die Unfallzahlen

  • Georg-Stefan Russew, dpa
  • Lesedauer: 3 Min.

17 Jahre alt, Führerschein plus Auto: Diese Kombination war für den Potsdamer Fahrschullehrer Ralf Eichler undenkbar. Aus seiner Erfahrung weiß er, dass junge Autofahrer zur Hochrisiko-Gruppe gehören: Jeder fünfte Verletzte und Getötete komme in Deutschland aus der Altersgruppe der 18- bis 25-Jährigen. »Da versteht es sich doch von selbst, dass ich 2006 mehr als skeptisch war, als in Brandenburg das Modellprojekt Führerschein mit 17 eingeführt wurde«, sagt Eichler. Er gab damals zu bedenken, dass junge Autofahrer wegen der bekannten Unfallrisiken noch nicht mal bei einem Autovermieter einen Wagen leihen könnten.

Doch seine abwehrende Haltung zum »Begleiteten Fahren mit 17«, wie es amtlich heißt, ist verschwunden. Heute hält Eichler den Führerschein mit 17 für eine der besten Neuerungen im deutschen Führerscheinwesen. »Ich kann mir nichts Besseres vorstellen.« Bevor die Jugendlichen alleine los dürften, würden sie in Begleitung ein Jahr lang viele Kilometer und Erfahrungen sammeln. »Der erwachsene Begleiter wirkt dämpfend und lässt bestimmte Dinge einfach nicht zu«, erklärt Eichler. Es ist für ihn fast paradox: »Die 17-Jährigen sind sehr motiviert und meistern ihre Prüfungen sogar noch besser als die Älteren.«

Laut Infrastrukturministerium haben mehr als 30 000 Jugendliche von 2006 bis Ende vergangenen Jahres am Modellprojekt »Begleitetes Fahren mit 17« teilgenommen. Gerade im ersten Jahr nach der Führerscheinprüfung ist laut Minister Jörg Vogelsänger (SPD) das Risiko am höchsten, einen Unfall zu verursachen. Genau hier habe das Modellprojekt angesetzt.

Durch eine Studie der Bundesanstalt für Straßenwesen (BaSt) sieht sich Vogelsänger bestätigt: In der Anfangsphase des selbstständigen Fahrens haben sich die Unfall- und Deliktzahlen deutlich vermindert – 22 Prozent weniger Unfälle, 20 Prozent weniger Verkehrsverstöße. In Brandenburg musste lediglich in 22 Fällen die Fahrerlaubnis widerrufen werden, betont Vogelsänger.

Wegen der Erfolgsgeschichte ist das »Begleitete Fahren mit 17« in Deutschland jetzt dauerhaft möglich. »Seit dem 1. Januar 2011 können die jungen Leute in Begleitung einer zuverlässigen und erfahrenen Person fahren«, so Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU). Die Deutsche Verkehrswacht hat dazu jüngst eine Infokampagne gestartet. Mit der Internetseite www.bf17.de sollen möglichst viele 17-Jährige und ihre Eltern angesprochen werden, um am »begleiteten Fahren« teilzunehmen, so Hannelore Herlan von der Verkehrswacht. Viele wüssten gar nicht, wie einfach es ist, sich hierfür anzumelden.

Allein der brandenburgische Fahrlehrerverband hat an der Bundesregelung Nachbesserungsbedarf angemeldet. Denn mit dem Autoführerschein gebe es den für das Moped gleich mit. »Die Dinger dürfen die ohne Begleitung fahren. Hier passieren aber viele Unfälle«, betonte Bernhard Katritzki. Die Klasse M müsse deshalb einbehalten werden, forderte der Chef des märkischen Fahrlehrerverbandes.

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