Anschlag auf Bahnstrecke verhindert

  • Thorsten Gehrke, dpa
  • Lesedauer: 2 Min.

Die Polizei hat einen möglichen Anschlag auf die Bahnstrecke Oranienburg-Neustrelitz verhindert. Zwei Spreng- und Brandsätze waren in Kabelschächten beiderseits der Gleise nahe Oranienburg angebracht. Sie seien am Freitag entschärft worden, teilte das Landeskriminalamt am Sonnabend mit. Die Ermittler schließen nicht aus, dass es einen Zusammenhang mit den anstehenden Castortransporten mit radioaktivem Material ins Zwischenlager Lubmin in Mecklenburg-Vorpommern gibt.

Die Polizei war am Freitagnachmittag von einer Anruferin über einen möglichen Sprengsatz an der Bahnstrecke in der Nähe der Havelbrücke am Fichtengrund bei Oranienburg informiert worden. Ein Bekennerschreiben liege nicht vor, hieß es. Das LKA prüft auch, ob durchtrennte Kabel an einer Bahnschranke etwa 1,6 Kilometer entfernt auf das Konto derselben Täter geht. Die Bahn hatte eine Störung an der Schranke bemerkt. Kriminalisten stellten später fest, dass die Kabel absichtlich durchtrennt worden sind.

Aus taktischen Gründen wollte die Polizei keine Angaben machen, ob die Sprengvorrichtungen professionell hergestellt wurden oder ob sie die Arbeit von Amateuren sind. Das LKA sprach von »unkonventionellen Spreng- und Brandvorrichtungen«. Eine Zündung hätte demnach zu erheblichem Sachschaden im Kabelschacht und zu einem längeren Ausfall des Zugverkehrs auf der Strecke führen können.

Innenminister Dietmar Woidke (SPD) verwies darauf, dass es noch keine genauen Informationen zu den Motiven und auch den Tätern gebe. »Es zeigt natürlich, dass wir weiterhin gut beraten sind, vorsichtig zu sein. In jederlei Hinsicht«, sagte er. Das Schlimme sei, dass die Gefährdung von Menschenleben und Gesundheit in Kauf genommen werde, um politische Ziele durchzusetzen. »Das ist aus meiner Sicht schrecklich.«

Demonstrationen von Atomkraftgegnern in Brandenburg gegen den Castortransport mit radioaktivem Material von Karlsruhe in Zwischenlager Lubmin verliefen nach Angaben der Polizei am Sonnabend friedlich. Es waren etwa zehn zumeist kleinere Veranstaltungen angemeldet worden. Der Castor-Transport soll Mitte dieser Woche auch durch Brandenburg fahren.

Das LKA teilte mit, Zeugen beobachteten am Freitag verdächtige Personen an der Bahnstrecke und informierten die Polizei. Der Bereich wurde daraufhin abgesperrt und abgesucht. Dann entdeckten die Beamten den Sprengsatz. Nach der Befragung der Zeugen sei später ein baugleicher Sprengsatz an der gegenüberliegenden Bahnstrecke ebenfalls in einem Kabelschacht gefunden worden. Während des Polizeieinsatzes musste die Bahnstrecke am Sonnabend mehrfach komplett gesperrt werden.

In Berlin hatte es Anfang November 2010 nach einem Brandanschlag auf Kabelstränge der S-Bahn zum Teil erhebliche Verkehrsbeeinträchtigungen gegeben. Damals war ein Bekennerschreiben einer Splittergruppe militanter Atomkraftgegner eingegangen.

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