»... schreibe ich mich in die Luft ...«

Mario Wirz ist einer der Großen: »Vorübergehend unsterblich«

  • Michael Sollorz
  • Lesedauer: ca. 3.5 Min.

Der Titel ist gut gewählt. Nichts bleibt – das ist das Thema, der Schmerz, aus dem die Kunst kommt. »Jung / schienen wir die Schwerkraft / zu besiegen / als wären wir mit Flügeln geboren / liebten wir / ohne Argwohn / der Sonne zu nah / bevor wir abstürzten / in den Rest unseres Lebens«. Wo wäre der jugendliche Leichtsinn einer HIV-Infektion jemals berührender beschrieben worden?

Das Thema hatte sich seinen Verkünder schon lange vor Aids gewählt, doch die Infektion diktierte nun die Dringlichkeit. Höchstens drei Jahre gab sich der Dichter nach der Diagnose noch und zog mit Mitte Dreißig schon Bilanz, schilderte Kindertage unter den giftigen Gartenzwergen der Provinz und seine verheißungsvolle Ankunft im sündigen Babel Westberlin. »Es ist spät, ich kann nicht atmen«, erschien 1992. »Literatur an der Grenze des Sagbaren«, schrieb der Freitag damals, »eine Stimme, die sich verzweifelt auflehnt gegen ihr eigenes Verstummen.« Sie ist ...


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