Ich wohne da, wo mein Rucksack ist

Wer Hanna Poddig gegenübersitzt, blickt in das wache Gesicht einer zierlichen jungen Frau. Sie verkörpert die gelebte Utopie. In ihrer idealen Gesellschaft gibt es keine Herrschaft von Menschen über Menschen, keine Ausbeutung von Tieren, keine Umweltzerstörung und keine Atomkraftwerke. Für ihre Ziele kämpft die »Vollzeitaktivistin« mit scharfer Zunge und spektakulären Aktionen. Nach der Atom-Katastrophe in Japan kettete sie sich an die Tore des AKW Biblis. Ihre rhetorische Kraft und ihre Radikalität machen sie zum gefragten Gast in Talkshows. Ihr ungewöhnliches Leben polarisiert: Jungen Idealisten ist sie ein Vorbild, die Spießer hassen sie.

Viele halten Sie für eine schräge Außenseiterin und belächeln Ihren leidenschaftlichen Kampf gegen Umweltzerstörung und Atomkraft. Glauben Sie, dass sich das nach Fukushima ändern wird?
Nach dem Bekanntwerden der Katastrophe hat es an rund 400 Orten Mahnwachen und Aktionen gegeben, das macht mir Mut. Ich glaube, dass viele Menschen begriffen haben, dass es nicht hilft, sich auf die Versprechen der Politik zu verlassen. Atomausstieg bleibt Handarbeit und wird auf der Straße erkämpft. Wie dauerhaft sich aber etwas in den Köpfen ändert, vermag ich nicht einzuschätzen.

Derzeit laufen Prozesse gegen Sie in Schleswig. Sind Sie eigentlich schon einmal verurteilt worden?
Wer für Veränderung kämpft, wird notwendigerweise in Konflikt mit dem Staat und seinen Organen geraten und hat gute Chancen, früher oder später vor Gericht zu landen. Ich bin bisher nicht rechtskräftig verurteilt. In der Vergangenheit musste ich mich vor Gericht mit den ab...


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