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Zur Bowling-AG mit dem Bundestrainer

Deutschlandweit sind Brandenburgs drei Schulsportstunden wöchentlich Spitze, dennoch gibt es Probleme

  • Alexander Riedel, dpa
  • Lesedauer: 2 Min.

Wer im Sportunterricht immer als Letzter auf der Bank sitzt, wird sich kaum darüber freuen, dass Brandenburg mit seinen drei Stunden Schulsport in der Woche bundesweit Vorreiter ist. Lehrer und Sportverbände dagegen sind begeistert. Doch auch in der Mark seien Verbesserungen nötig, sagen Fachleute. Gerade in den Grundschulen und bei Fortbildungen sehen sie Potenziale, wie eine Umfrage der dpa ergab.

Grundschulkinder hätten die besten Chancen, Bewegungsabläufe zu erlernen, sagt Holger Steinemann vom Sportlehrerverband Brandenburg. »Generell haben wir aber das Problem, dass in der Grundschule der Unterricht teilweise nicht durch ausgebildete Sportlehrer erteilt wird.« Ein Umstand, der auch Christa Helmke vom Aktionsbündnis Schulsport am Herzen liegt.

Nach Angaben des Bildungsministeriums unterrichtet an öffentlichen Schulen in 85 Prozent der Fälle zwar ein ausgebildeter Fachlehrer die Sportstunden. Gerade in den ersten beiden Klassen sei es jedoch oft der Klassenlehrer. Helmke schätzt, dass die Quote von fachfremden Lehrern im Sport in dieser Altersstufe etwa 40 Prozent ausmache.

Rund 3000 Sportlehrer unterrichten derzeit in Brandenburg. Ihr durchschnittliches Alter liegt um die 50 Jahre. »Das ist ein Problem, denn sie müssen körperlich auch fit sein«, sagt Helmke. In den vergangenen 20 Jahren hätten die Neueinstellungen gefehlt, erklärt Steinemann. Ältere Kollegen gingen teilweise wegen gesundheitlicher Probleme aus dem Sport heraus. Wie oft Sportunterricht in Brandenburg ausfällt, dazu liegen keine Zahlen vor.

Auch Sportlehrer müssen sich fortbilden, findet Expertin Helmke. Es gebe immer wieder neue pädagogische Methoden oder neue Sportarten. Und auch für den Erhalt der eigenen Fähigkeiten seien regelmäßige Lehrgänge wichtig. »Fortbildung ist aber nach wie vor ein Sorgenkind«, meint sie. Nicht alle Lehrer kümmerten sich darum. Helmke plädiert daher für eine Pflicht zur Fortbildung.

»Die Kollegen sind schon fortbildungswillig«, sagt hingegen Lehrer Steinemann. Allerdings würden die Empfehlungen, sich freiwillig weiterzubilden, nicht kontrolliert. Wichtig seien Angebote in der Nähe, weil die Bereitschaft, zu Fortbildungen zu fahren, nicht immer da sei. Der Verband vermittelt Referenten, die in die Region kommen.

Wie die ideale Schulsportwelt auch jenseits der Eliteschulen in Cottbus, Frankfurt (Oder) und Potsdam aussehen könnte, zeigt sich indes an der Bürgelschule in Rathenow (Havelland). Sie wurde im vergangenen Jahr als »Sportlichste Schule im Land Brandenburg« ausgezeichnet. »Wir wollen über den Sport die Kinder mobilisieren, auch in anderen Bereichen am Ball zu bleiben«, erklärt Rektor Michael Hohmann das Konzept der Schule. In der Ganztagsschule gibt es täglich nachmittags zahlreiche Sportangebote: von Fußball und Volleyball bis zur Bowling-AG mit dem Bundestrainer.

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