Koussa – vom Agentenlenker zum Dissidenten

Der libysche Außenminister flüchtet sich zu der Macht, die ihn einst zur unerwünschten Person erklärte

Der libysche Außenminister Koussa hat sich nach Großbritannien abgesetzt. Er sei aus eigenem Willen nach London gekommen und wolle nicht länger dem Regime von Gaddafi dienen – die wahrhaft perfekte Kehrtwendung eines Mannes, dem der Revolutionsführer vertraut haben soll, aber offenbar auch die Gegenseite.

Ein Foto von Montag: Französische Rafale-Kampfflugzeuge steuern auf den nächsten Kampfeinsatz in Tripolis zu. Fotos: AFP
Ein Foto von Montag: Französische Rafale-Kampfflugzeuge steuern auf den nächsten Kampfeinsatz in Tripolis zu. Fotos: AFP

Libyens Außenminister Moussa Koussa ist wieder da angekommen, wo er vor drei Jahrzehnten einmal wirkte, aber auf frostige Art zur Ausreise genötigt wurde: in London. Dort möchte man den Coup als Menetekel sehen, sieht sich ganz auf der Siegerstraße, denn wenn schon der Außenminister eines Landes aus diesem flieht, könne doch der Untergang des Regimes nicht mehr fern sein. Koussa soll noch dazu einer der engsten Vertrauten von Staatschef Muammar al-Gaddafi gewesen sein, und es gibt viele Indizien, die diese Annahme bestätigen.

Koussa wurde unmittelbar nach seinem Studienabschluss in den USA auf eine strategisch wichtige Stelle gesetzt. Gaddafi betraute den Absolventen der Michigan-Universität – da war dieser noch nicht einmal 30 – damit, die nordeuropäischen Botschaften Libyens zu »betreuen«. Das ist eine sehr rücksichtsvolle Umschreibung für koordinierende Spionagetätigkeit in Ländern, die Gaddafi sehr wichtig waren, denn nach Skand...


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