Die Ordnung und das Ungehemmte

Zum heutigen Tag der Pressefreiheit: Notiz über das »Bürgerliche«, Fair Play und Chancen gegen Entfremdung

  • Hans-Dieter Schütt
  • Lesedauer: ca. 6.0 Min.
Zeichnung: Jugoslav Vlakovic
Zeichnung: Jugoslav Vlakovic

Pressefreiheit bedeutet, zum Beispiel: Das »Neue Deutschland« durfte, mit dem Ende unserer SED-Selbstzensur, endlich zur bürgerlichen Zeitung werden. Ja, auch wenn des Blattes Untertitel das Attribut »sozialistisch« mit sich führt: Ist es nicht gerade deshalb eine bürgerliche Zeitung?

Die Frage mag spinnert anmuten – angesichts linksgewohnter Praxis, den Begriff des Bürgerlichen auffällig barsch im Abgrenzungston zu nutzen, als Austausch für das verschlissene Vokabular rund um alles Klassenfeindliche. Bürgerliche Medien!, bürgerliche Parteien!, bürgerliche Mitte! – eine häufig hörbare Abwertungsrhetorik, die gegen ein bestimmtes Milieu eine konsequent gefühlte Alternative behaupten möchte. Anarchistisches? Revolutionäres? Proletarisches? Hauptsache etwas, das kämpferische Affekte bedient? Bourgeois und Bürger – die Begriffe werden in eins gewirbelt und passgerecht geschliffen, bis sie den Ruch des Reaktionären haben und ins Dampfpak...


Wenn Sie ein Abo haben, loggen Sie sich ein:

Mit einem Digital-, Digital-Mini- oder Kombi-Abo haben Sie, neben den anderen Abo-Vorteilen, Zugriff auf alle Artikel seit 1990.

Bitte aktivieren Sie Cookies, um sich einloggen zu können.