David Hume
KALENDERBLATT
Am 7. Mai 1711 gebar die Tochter eines hohen schottischen Justizbeamten und Gattin des Grafen Hume ihren zweiten Sohn. Er wurde auf den Namen David getauft. Der Vater verstarb bereits im darauf folgenden Jahr. Die Mutter schickte den Sohn im Alter von zwölf Jahren auf die Universität. Seinem Vater gleich sollte er die Rechte studieren. Nach drei Jahren verließ der Junge die Bildungsstätte, ohne jeden Abschluss. Er beschloss, sich der Philosophie und Literatur zu widmen.
Bald zogen ihn die bibliophilen Schätze eines französischen Jesuitenklosters an. Er sei sehr von sich eingenommen, klagte einer der Pater. Wie konnte der Ordensmann wissen, dass David Hume im Schatten der heiligen Mauern eines der bedeutendsten philosophischen Werke der Neuzeit verfasste? »A Treatise of Human Nature« (Traktat über die menschliche Natur) erschien zwischen 1738 und 1740 in drei Bänden. Hume setzte sich intensiv mit dem menschlichen Erkenntnisvermögen auseinander. Alle Begriffe, schrieb er, leiten sich letztlich aus der Erfahrung ab. Das eigene »Ich« ist nur solange von Bestand, wie es Wahrnehmungen erfährt. Da der Geist an Wahrnehmungen gebunden ist, ist er nicht mehr existent, sofern diese nicht vorhanden sind. Hume geht gar soweit, die Beschaffenheit des Geistes überhaupt für unaufklärbar zu halten – der Gipfel des Skeptizismus.
In einem folgenden, ebenfalls wichtigen Werk zur Erkenntnistheorie, in seiner »Untersuchung über den menschlichen Verstand« (1748), schloss Hume, dass es objektive Erkenntnis nicht geben könne, da die Verknüpfung der Wahrnehmungen immer an ein spezifisches Subjekt und dessen Erfahrungswelt gebunden sei.Die Umwelt wird von jedem anders empfunden. Einzig wahr sind die Prinzipien der Mathematik, weil sie auch außerhalb des Denkens bestehen. Der menschliche Verstand konstruiert durch Erfahrung Ursachenzuammenhänge, Kausalnexi. Wir sitzen in einer Kausalitätsfalle.
Neben Humes Leistungen auf erkenntnistheoretischem Gebiet sind seine moralphilosophischen Vorstellungen interessant. »Gerechtigkeit« sei kein ursprüngliches Prinzip. Sie ist an die Herausbildung von Eigentum gebunden. Ohne Eigentumsunterschiede gäbe es den Begriff der »Gerechtigkeit« nicht.
Hume starb 1776 in seiner Geburtsstadt Edinburgh.
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