Denklandschaften Utopias

»Geschrieben im Nachtmeer« – Carlfriedrich Claus in der Akademie der Künste in Berlin

  • Marion Pietrzok
  • Lesedauer: ca. 4.5 Min.

Eine Sehnsucht muss ihn getragen haben. Sehnsucht, dasjenige hilfreiche Gefühl, das im noch Unfertigen Richtungsweiser in Zukünftiges auszumachen vermag. Die, nach Ernst Bloch, »ehrlichste Eigenschaft des Menschen«, die Fähigkeit zur Sehnsucht, die hat Carlfriedrich Claus gewiss in einzigartiger Ausprägung in Fülle und Tiefe gehabt. Woher sonst solch Unbeirrbarkeit, solch hartnäckiges Forschen und Experimentieren, mit der dieser Universalist, ein Singulär der bildenden Kunst, des Schreibens, der Philosophie geblieben ist.

Betritt man die Akademie der Künste am Pariser Platz, wird man vom Künstler quasi persönlich empfangen. Er tut es auf seine Art: arbeitend. Also in sich hineinhorchend, konzentriert auf die Spitzen zweier Stifte und ein Blatt Transparentpapier, das senkrecht wie eine Fensterscheibe zwischen seinem Gesicht und dem ihm zugewandten Besucher steht. Beidhändig zügig kritzelnd, füllt er mit linienbrüchigen Zeichen den Bo...


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