»Das politische System hat sich professionalisiert«

Interview mit einem Platzbesetzer in Barcelona

Seit zwei Wochen sind in Spanien die zentralen Plätze der Städte von zehntausenden Protestierern besetzt. Am vergangenen Freitag scheiterte der Versuch, das Protestcamp in der katalanischen Metropole Barcelona mit Polizeigewalt zu räumen. In der Nacht zum Montag entschieden sich die Demonstranten im ganzen Land, zu bleiben; einige Flächen wie etwa in Madrid auf dem Platz Puerta del Sol sollen jedoch verkleinert werden. ND-Autor Ralf Streck sprach mit Milo Andersen*, einem Besetzer der ersten Stunde in Barcelona.

ND: Wie erklären Sie sich das plötzliche Aufbegehren in Spanien?
Andersen: Zunächst möchte ich auf die Heterogenität dieser Bewegung hinweisen, die sich nicht definiert, weshalb wir hier keine Sprecher haben, die uns nach Außen vertreten. Ich kann nur über die Debatten berichten und persönlich einschätzen. Fakt ist, dass der Protest mit den Demonstrationen am 15. Mai begann, zu denen die Plattform »Wahre Demokratie Jetzt« aufgerufen hatte. Das sind Einzelpersonen, hinter denen weder eine Partei, Gewerkschaft oder Organisation steht. Viele Leute entschieden sich dann spontan, die Plätze nicht zu verlassen, um den Unmut dauerhaft zu zeigen.

Vor den Wahlen am 22. Mai wandte man sich stark gegen die beiden großen Parteien, eine »Zweiparteiendiktatur« der »PPSOE«, also der konservativen Volkspartei (PP) und den regierenden Sozialisten (PSOE), die man nicht wählen sollte. Warum?
Gesagt sei, dass wir weder eine Wahlboykott-Initiative waren ...


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