Arzt und Autor

José Rizal

  • Alfons Huckebrink
  • Lesedauer: 2 Min.

Das Hauptwerk »Noli me tangere« (Berühre mich nicht) veröffentlicht er 1887 auf eigene Kosten bei der Berliner Buchdruckerei-Actiengesellschaft. Der Roman, heute geschätzt als Inkunabel philippinischen Nationalbewusstseins, prangert die Allmacht der Mönchsorden (Frailocracia) an. In der Jägerstraße 71 (Berlin-Mitte) erinnert noch eine Tafel an den vormaligen Bewohner. Trotzdem ist José Rizal – vor 150 Jahren als Sohn einer wohlhabenden Landpächter-Familie in Kalamba geboren – in Deutschland ein Unbekannter.

Von Jesuiten erzogen, begibt sich Rizal 1882 erstmals nach Europa, studiert in Madrid Medizin und Geisteswissenschaften. Er entwickelt sich zum Führer des philippinischen Exils. Weil er in Manila wegen des Buches nicht mehr sicher ist, trifft er 1888 in London ein und veröffentlicht 1891 in Gent den Roman »El filibusterismo« (Der Aufruhr). Als seine Familie daheim verfolgt wird, kehrt Rizal im Juli 1892 erneut zurück. Er wird 9 Tage später arretiert und nach Dapitan (Mindanao) verbannt, wo er publiziert, als Augenarzt arbeitet.

Die antispanische Stimmung im Lande wächst. 1896 bricht der Aufstand der Katipunan aus. Rizal wird der Rädelsführerschaft bezichtigt und zum Tode verurteilt. Am 30.12.1896 stirbt er unter den Schüssen eines Kommandos. An seinen Heidelberger Freund F. Blumentritt schreibt er: »Mein lieber Bruder, wenn du diesen Brief erhältst, werde ich tot sein. Morgen, um sieben, werde ich erschossen; aber ich bin des Verbrechens der Rebellion unschuldig.« Als Märtyrer wird er rasch zur Ikone des philippinischen Widerstands. Der »Noli«-Roman, immer noch lesenswert, erschien auf Deutsch zuletzt 1987 und ist nur selten in Antiquariaten zu bekommen.

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