Im Morgengrauen war's nicht still

Als Wolfgang Hahn aus der Wehrmacht desertierte

  • Karlen Vesper
  • Lesedauer: ca. 6.5 Min.

Es werden immer weniger, die den großen Krieg miterlebt haben, der am 22. Juni 1941 begann. Wolfgang Hahn, Jg. 1924, gehört zu ihnen. Nach dem Sieg über den Faschismus war er persönlicher Referent des Dresdner Polizeipräsidenten und vormaligen Sachsenhausen-Häftlings Max Opitz, danach 15 Jahre Mitglied in der Kontrollgruppe des Nationalen Verteidigungsrates der DDR und die letzten acht Jahre vor der Pensionierung Leiter des Dokumentationszentrums der Staatlichen Archivverwaltung.

Wolfgang Hahn in seiner Wohnung in Berlin-Hellersdorf
Wolfgang Hahn in seiner Wohnung in Berlin-Hellersdorf

Er liegt auf mehreren Ballen Stroh und schaut neugierig durch die Ritze der Scheunenbretter gen Osten. Der Morgen graut, die nächtlichen Nebelschwaden verziehen sich. Der 18-jährige Wehrmachtsoldat ist von seinem Kompaniechef losgeschickt worden, eine Meldung zum Bataillonskommandeur zu bringen. Es wird eine Offensive der Roten Armee erwartet. Wolfgang Hahn denkt nicht daran, den Befehl zu befolgen. Er versteckt sich in einer Feldscheune. Er braucht nicht lange zu warten. Da kommen sie schon, Infanteristen und Panzer der Roten Armee. Geschützdonner grollt, Maschinengewehre knattern, Granaten pflügen das Feld. »Der Angriff kam mit Wucht. Ich war so aufgeregt, dass ich meinen Karabiner losließ. Er verschwand in einem Spalt zwischen Stroh und Scheunenwand«, erinnert sich der Veteran. »Ich sah, wie die Leute meiner Kompanie flitzten.« Rette sich, wer kann. »Da bin ich die Strohballen runtergerutscht.«

Der Rotarmist, der immer nur lächel...

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