Klatschmohn in der Steppe

Ayse Kulin: »Der schmale Pfad« – Inszenierung des türkisch-kurdischen Konflikts als Dialog

  • Alfons Huckebrink
  • Lesedauer: ca. 3.0 Min.

Zwei Frauen, Freundinnen aus Kindertagen, legen ihre Lebensbeichte ab. Durch die Schaufensterscheibe eines kleinen Cafés betrachtet, würde das traulich banal erscheinen. Aber der erstaunliche Roman von Ayse Kulin handelt im Jahr 2000 in der Besucherzelle eines Hochsicherheitsgefängnisses. Dort treffen sich Nevra Tuna, türkische Journalistin, und Zeliha Bora, Kurdin aus Ostanatolien, und inszenieren sozusagen den türkisch-kurdischen Konflikt als spannenden Dialog. Eine der beiden Frauen ist der Separatismus-Propaganda angeklagt, die andere möchte ein spektakuläres Interview für ihre Zeitung. Zunächst tauschen beide spezifische Sichtweisen aus. Prinzipien prallen aufeinander, ein Gespräch kommt so nicht in Gang.

Aber dann erkennt Nevra in der Gefangenen ihre Freundin Zelo wieder, die sie vor 30 Jahren aus den Augen verlor. Die gemeinsame Kindheit im Dorf Saricadam wird lebendig: Nevra, wohlbehütete Tochter des Landrats, und Zelo, dere...


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