»Weißensee war für mich eine Befreiung«

Teresa Sánchez und Lourdes Serra über ihre Zeit in der DDR und Kubas Gegenwart

Mindestens 30 000 Kubaner und Kubanerinnen haben einen prägenden Teil ihres Lebens in der DDR verbracht. Teresa Sánchez, (o.) Absolventin der Kunsthochschule Weißensee in Berlin und Lourdes Serra (u.), Absolventin der Hochschule für Ökonomie Berlin-Karlshorst sind zwei davon. Sánchez arbeitet heute als selbstständige Künstlerin in Havanna. Serra ist in Rente, gibt aber weiter Kurse an der Universität und ist in diversen Stadtteilprojekten im Medienbereich aktiv. Über ihre Erfahrungen in der DDR und die aktuellen Entwicklungen in Kuba unterhielt sich mit ihnen Martin Ling.

ND: Wenn im Rückblick auf das Leben in der DDR geschaut wird, fallen nicht selten die Begriffe von Enge und eingeschränkten Freiheiten. Sie lebten als Studentin aus Kuba von 1984 bis kurz vor dem Mauerfall in Ostberlin und kamen zu dem Fazit: »Weißensee war für mich eine Befreiung.« Inwiefern?

Teresa: Ganz einfach: Der Lehrplan an der Kunstakademie in San Alejandro in Havanna, der zweitältesten Akademie Lateinamerikas überhaupt, war sehr eng und sehr traditionell. Die Kunsthochschule Weißensee war dagegen offen. Weißensee war für mich eine Befreiung, weil ich da mit dem Expressionismus und dem Bauhaus-Design konfrontiert wurde. Das war für mich etwas ganz Neues und im Sinne von künstlerischem Schaffen viel freier, als was ich bis dahin kannte. In Kuba waren wir sehr weit entfernt von den Kunsttheorien, die in der restlichen Welt gelehrt wurden.

Beschränkte sich die Befreiung auf die Kunst oder haben Sie sie auch in Bezug auf die...


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