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Brasilien gewinnt ohne Marta-Show

WM-Favorit setzt sich gegen Asienmeister Australien mit einem knappen 1:0 durch

  • Oliver Händler, Mönchengladbach
  • Lesedauer: 3 Min.

Wenn es am lautesten wurde, war sie am Ball: Marta. Die Nummer 10 der Brasilianerinnen brauchte nur mit dem Ball am Fuß zwei Schritte zu machen, schon ging ein Raunen durch den Borussia-Park von Mönchengladbach. So viel wurde über die Weltfußballerin geschrieben, dass die Zuschauer jedes Mal ein grandioses Dribbling mit Torerfolg von ihr erwarteten, sobald sie den Ball berührte.

Zu dumm nur, dass es Gegnerinnen gab. Die kamen am Mittwochabend aus Australien und verhinderten die große Marta-Show. Am Ende jubelten trotzdem die Favoriten. nach einem hart erarbeiteten 1:0.

Es war das taktisch beste Spiel der WM bisher im trotz des ganzen Hypes um Marta bei weitem nicht vollen Stadion – ganze elf Blocks im Oberrang blieben leer. Beide Abwehrreihen ließen kaum Torchancen zu. Ein Freistoß der Australierin Collette McCallum in der sechsten Minute und ein harmloser Kopfball von Brasiliens Rosana drei Minuten später, der ebenfalls über das Tor segelte – mehr bekamen die 27.258 Fans in den ersten 20 Minuten nicht zu sehen.

Brasiliens Trainer Kleiton Lima setzte gegen den Asienmeister etwas altmodisch, aber typisch für die Brasilianerinnen, auf zwei Manndeckerinnen und eine Libera, während Australiens Viererkette Marta kaum zur Entfaltung kommen ließ. Wenn es doch mal gefährlich wurde, rückte das Mittelfeld sogar so weit zurück, dass Brasilien eine Achterkette zu überwinden hatte.

Letztlich setzen sich zwei Erzählstränge dieser WM fort: Die Favoriten schaffen es nicht wie früher, ihre Gegnerinnen zu überrennen. Und die neutralen deutschen Zuschauer schlagen sich schnell auf die Seite der Außenseiter. Bei jedem Freistoß der Australierinnen standen die Fans auf und klatschten im Takt.

Vor allem Australiens Lisa de Vanna stahl Marta im Lauf der ersten Hälfte die Show, als sie selbst ihre Gegnerinnen reihenweise stehenließ. Nun bekam sie den Szenenapplaus. Doch auch De Vanna musste schlucken, als Marta sich in der 25. Minute auf der rechten Außenbahn den Ball erkämpfte, Rosana dann aber aus sieben Metern frei stehend das Tor verfehlte. Vier Minuten später erlitt De Vanna, die in der US-Profiliga für Boca Raton in Florida spielt, auf der anderen Seite das gleiche Schicksal.

»Es ist nicht nur Marta. Sie ist eine von elf Spielerinnen, die wir aufhalten müssen«, hatte Abwehrspielerin Ellyse Perry vor dem Match gesagt. Sie sollte Recht behalten, denn wenn die Selecao-Stars nicht glänzen, strahlen andere. Gerade als sich das Spiel im Mittelfeld festgebissen hatte, leisteten sich die Australierinnen einen ihrer wenigen Fehler. Sie ließen Cristiane kurz vor dem Strafraum zweimal sich selbst den Ball zuspielen, im entstehenden Wirrwarr stand dann plötzlich Rosana frei, die mit einem satten Linksschuss Australiens Torhüterin Melissa Barbieri keine Chance ließ. Nach 54 Minuten das entscheidende 1:0!

Marta hatte im Übrigen nichts mit der Szene zu tun. Fußball ist wohl doch ein Mannschaftssport.

Brasilien: Andreia - Aline, Daiane, Erika - Fabiana, Formiga, Ester, Maurine - Cristiane, Rosana (84. Francielle), Marta.

Australien: Barbieri - Foord, Uzunlar, Carroll, Kellond-Knight - Butt (84. Polkinghorne), van Egmond (61. Shipard), McCallum, Garriock - Simon (79. Kerr), De Vanna.

Tor: 1:0 Rosana (54.) Schiedsrichterin: Jenny Palmqvist (Schweden). Zuschauer: 28 000.

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