Der Leidensweg der Dorothea Buck

Eine 94-jährige Bildhauerin wirbt für mehr Menschlichkeit in der Psychiatrie

Viel mehr Gespräche mit den Patienten, Medikamente nur, wenn sie unumgänglich sind, und vor allem mehr Menschlichkeit in der Psychiatrie: Dafür plädierte die 94-jährige Bildhauerin und Buchautorin Dorothea Buck jüngst im niedersächsischen Lüchow. Die Mitbegründerin des Bundesverbandes Psychiatrie-Erfahrener, die wegen ihrer früheren Psychose grauenvolle Behandlungen hinter sich hat, muntert heute Patienten dazu auf, Missstände in der Psychiatrie nicht mehr hinzunehmen.

»Mein Sohn ist in einer psychiatrischen Klinik zehn Tage lang ans Bett fixiert worden«, berichtete eine Mutter während des von rund 200 Menschen besuchten Diskussionsabends. Dazu eingeladen hatte der Verein »Wendlandbrücke«. Er kümmert sich um psychisch belastete Menschen in Lüchow-Dannenberg. Der Hinweis auf das Anschnallen des jungen Mannes und weitere Berichte von Patienten, die sich eher verwahrt als behandelt gefühlt hatten, unterstrichen die Mahnung der Referentin: Noch immer werde in der Psychiatrie zu viel Zwang angewendet, noch immer würde zu wenig mit den Patienten über deren Lebensgeschichte und einschneidende Erlebnisse gesprochen. Und noch immer gebe es eine teils langfristige und hoch dosierte Medikation nach dem Motto: »Hauptsache, der ist still und pflegeleicht.«

Schizophrene Schübe

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