Was das Schauspiel nicht kann, kann die Oper

Staatsoper im Schillertheater: Festival »Infektion« mit Schönberg, Boulez und Eötvös

  • Stefan Amzoll
  • Lesedauer: ca. 4.0 Min.

Ansteckend – wie der medizinische Name sagt: »Infektion!« – sollen die neuen Musiktheaterspiele der Berliner Staatsoper sein, die fortan jedes Jahr nach Ende der Spielzeit stattfinden. Und sie sind es, streicht man die schwache Wiedergabe von Mauricio Kagels »Der Tribun« ab.

Als Schönbergs »Pierot lunaire« op. 21 für Flöte, Klarinette, Violine, Violoncello und Klavier auf 21 Gedichte von Albert Girauds (Übersetzung: Otto Erich Hartleben) im Schillertheater verklungen war, brandete so freudiger Beifall hoch, als wäre ein Popstar aufgetreten. Dabei entrollt Schönbergs grandioses Werk von 1912 drei mal sieben Alptraumsequenzen, worin es höchst grotesk, dunkel, bös-makaber zugeht. Ein Knäuel abgründiger Charaktere spult ab, wobei in jedem Takt ahnungsvoll die Angst wohnt, Kälte und Lichtstrahl des Mondes könnten die Haut, sprich das Herz, des Pierot treffen. Schließt dieser Reigen, stocken die Hämmer im Ohr. Zeit auszuatmen ist nötig, a...


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