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Simson wieder in den Graben gefahren
Erneuter Konkurs des Suhler Traditionsunternehmen Gründe schon von der Treuhand programmiert
Das Suhler Traditionsunternehmen »Simson Motorrad GmbH & Co KG« hat zwei Jahre nach dem Neustart aus einem Konkurs heraus erneut Konkurs angemeldet.
Derzeit stehen die Bänder still, um unter der Regie der Konkursverwalter eine Inventur vorzunehmen, deren Ergebnis über das weitere Schicksal des Unternehmens entscheiden wird. Die 90 Beschäftigten bangen wieder um ihre Arbeitsplätze. Belegschaftsvertreter werteten die Situation ND gegenüber als »dramatisch«. Dem baden-württembergischen Unternehmer Klaus Bänsch, der Simson am 1. Juni 2000 aus dem Konkurs heraus übernommen hatte, wird in Suhl vorgeworfen, kein fundiertes Sanierungskonzept gefunden zu haben. Viel Geld sei in nicht abgeschlossene Entwicklungen gesteckt worden, monieren Mitarbeiter. Aus ihrer Sicht hätte sich die Firma auf die Produktion von Mokicks und die bereits vor dem ersten Konkurs entwickelte 125-Kubikzentimeter-Maschine konzentrieren sollen.
Ob die Lösung wirklich so einfach ist, bleibt fraglich. Bänsch hat in Stuttgart erfolgreich ein Unternehmen saniert und war deshalb vor zwei Jahren in Suhl freudig empfangen worden. Vor ihm hatten nach der Übernahme der krisengeschüttelten Firma durch die Thüringer Industriebeteiligungsgesellschaft (TIB) branchenfremde Geschäftsführer Simson immer weiter in den Ruin manövriert.
Der Chef der PDS-Landtagsfraktion, Bodo Ramelow, warf Bänsch jetzt vor, mit den Gefühlen der Belegschaft gespielt und unter Vorspiegelung falscher Tatsachen glaubhaft gemacht zu haben, er könne das schwer angeschlagene Unternehmen aus den roten Zahlen holen. Statt dessen habe er den klangvollen Namen ruiniert. Es entstehe der Eindruck, dass ganz andere Ziele verfolgt würden als die Rettung des Unternehmens. Womöglich solle Simson im Sommerloch sang- und klanglos abgewickelt werden, betonte Ramelow in einer Presseerklärung.
Bei genauem Hinsehen wird allerdings deutlich, dass die wirklichen Ursachen für die seit 1990 anhaltende Krise des Unternehmens schon von der Treuhand gesetzt wurden. Um die in der Breuel-Behörde offenbar schon beschlossene Liquidierung der Firma zu verhindern, gründeten Geschäftsführer und ehemalige Mitarbeiter 1991 die »Suhler Fahrzeugwerke GmbH« und nahmen im Februar 1992 die Produktion wieder auf. Die Treuhand bürdete ihnen allerdings über acht Millionen Mark »Altschulden« auf und lancierte die Produktionsgebäude in eine Trägergesellschaft, die jährlich 2,5 Millionen Mark »Miete« für die Hallen kassierte. Dass diese Fesseln den Suhlern nicht zufällig angelegt wurden, lässt sich aus der Antwort von Birgit Breuel auf eine Journalistenfrage in Erfurt schließen. Sie hatte damals in einem anderen Zusammenhang eingeräumt, derartige Privatisierungen seien »nicht gewollt«.
In den gewollten Fällen war die Treuhand finanziell durchaus nicht kleinlich. Das Schwarzaer Chemiefaserwerk beispielsweise »verkaufte« sie einem dubiosen Brüderpaar aus Südostasien für eine Mark und warf ihnen noch neun Millionen Mark »Liquiditätshilfe« hinterher. Die Brüder, deren heimatliche Firma gerade pleite war, kassierten das Geld und verschwanden auf Nimmerwiedersehen.
In Suhl gäbe es heute mit großer Wahrscheinlichkeit ein florierendes Simson-Werk, hätten dessen Gründerväter 1991 eine solch komfortable Mitgift erhalten. So aber quält das Unternehmen permanenter Liquiditätsmangel. Aufträge hatte Simson auch in jüngster Vergangenheit. Sie konnten nach Angaben aus dem Unternehmen aber nicht bedient werden, weil nicht genügend Fahrzeuge produziert werden konnten. Noch immer wird in Suhl im Wesentlichen mit der Fertigungstechnik aus DDR-Zeiten gearbeitet. Damals allerdings spielten Kosten und Personalaufwand kaum eine Rolle. 3400 Beschäftigte stellten seinerzeit jährlich 200 000 Fahrzeuge her. Eine im Jahr 2000 zugesicherte Landesbürgschaft wurde verspätet ausgereicht und versickerte offenbar weitgehend in Entwicklungen, die nicht zum Erfolg führten. Eine später angestrebte Umwidmung der für Investitionen vorgesehen Bürgschaft zur Finanzierung der laufenden Produktion lehnte das Land offenbar aus guten Gründen ab.
Im Erfurter Wirtschaftsministerium hält man sich derzeit bedeckt. Man schließe nichts aus, sagte ein Sprecher auf ND-Nachfrage. Sowohl mit dem Unternehmen wie mit dem Konkursverwalter werde das Gespräch gesucht. Aus Sicht von Ramelow rächt es sich jetzt, dass die Landesregierung nicht Willens und in der Lage ist, die Machenschaften der TIB aufzuklären und dort begangenen Fehler zu korrigieren. Er fordert, das Vermögen aus dem Thüringer Industriebeteiligungsfonds zu nutzen, um Firmen wie Simson nachhaltig zu sanieren. Suhl ohne Simson sei nicht vorstellbar, betonte der PDS-Politiker. Prognosen über Sein oder Nichtsein von Simson wagt derzeit allerdings niemand.Derzeit stehen die Bänder still, um unter der Regie der Konkursverwalter eine Inventur vorzunehmen, deren Ergebnis über das weitere Schicksal des Unternehmens entscheiden wird. Die 90 Beschäftigten bangen wieder um ihre Arbeitsplätze. Belegschaftsvertreter werteten die Situation ND gegenüber als »dramatisch«. Dem baden-württembergischen Unternehmer Klaus Bänsch, der Simson am 1. Juni 2000 aus dem Konkurs heraus übernommen hatte, wird in Suhl vorgeworfen, kein fundiertes Sanierungskonzept gefunden zu haben. Viel Geld sei in nicht abgeschlossene Entwicklungen gesteckt worden, monieren Mitarbeiter. Aus ihrer Sicht hätte sich die Firma auf die Produktion von Mokicks und die bereits vor dem ersten Konkurs entwickelte 125-Kubikzentimeter-Maschine konzentrieren sollen.
Ob die Lösung wirklich so einfach ist, bleibt fraglich. Bänsch hat in Stuttgart erfolgreich ein Unternehmen saniert und war deshalb vor zwei Jahren in Suhl freudig empfangen worden. Vor ihm hatten nach der Übernahme der krisengeschüttelten Firma durch die Thüringer Industriebeteiligungsgesellschaft (TIB) branchenfremde Geschäftsführer Simson immer weiter in den Ruin manövriert.
Der Chef der PDS-Landtagsfraktion, Bodo Ramelow, warf Bänsch jetzt vor, mit den Gefühlen der Belegschaft gespielt und unter Vorspiegelung falscher Tatsachen glaubhaft gemacht zu haben, er könne das schwer angeschlagene Unternehmen aus den roten Zahlen holen. Statt dessen habe er den klangvollen Namen ruiniert. Es entstehe der Eindruck, dass ganz andere Ziele verfolgt würden als die Rettung des Unternehmens. Womöglich solle Simson im Sommerloch sang- und klanglos abgewickelt werden, betonte Ramelow in einer Presseerklärung.
Bei genauem Hinsehen wird allerdings deutlich, dass die wirklichen Ursachen für die seit 1990 anhaltende Krise des Unternehmens schon von der Treuhand gesetzt wurden. Um die in der Breuel-Behörde offenbar schon beschlossene Liquidierung der Firma zu verhindern, gründeten Geschäftsführer und ehemalige Mitarbeiter 1991 die »Suhler Fahrzeugwerke GmbH« und nahmen im Februar 1992 die Produktion wieder auf. Die Treuhand bürdete ihnen allerdings über acht Millionen Mark »Altschulden« auf und lancierte die Produktionsgebäude in eine Trägergesellschaft, die jährlich 2,5 Millionen Mark »Miete« für die Hallen kassierte. Dass diese Fesseln den Suhlern nicht zufällig angelegt wurden, lässt sich aus der Antwort von Birgit Breuel auf eine Journalistenfrage in Erfurt schließen. Sie hatte damals in einem anderen Zusammenhang eingeräumt, derartige Privatisierungen seien »nicht gewollt«.
In den gewollten Fällen war die Treuhand finanziell durchaus nicht kleinlich. Das Schwarzaer Chemiefaserwerk beispielsweise »verkaufte« sie einem dubiosen Brüderpaar aus Südostasien für eine Mark und warf ihnen noch neun Millionen Mark »Liquiditätshilfe« hinterher. Die Brüder, deren heimatliche Firma gerade pleite war, kassierten das Geld und verschwanden auf Nimmerwiedersehen.
In Suhl gäbe es heute mit großer Wahrscheinlichkeit ein florierendes Simson-Werk, hätten dessen Gründerväter 1991 eine solch komfortable Mitgift erhalten. So aber quält das Unternehmen permanenter Liquiditätsmangel. Aufträge hatte Simson auch in jüngster Vergangenheit. Sie konnten nach Angaben aus dem Unternehmen aber nicht bedient werden, weil nicht genügend Fahrzeuge produziert werden konnten. Noch immer wird in Suhl im Wesentlichen mit der Fertigungstechnik aus DDR-Zeiten gearbeitet. Damals allerdings spielten Kosten und Personalaufwand kaum eine Rolle. 3400 Beschäftigte stellten seinerzeit jährlich 200 000 Fahrzeuge her. Eine im Jahr 2000 zugesicherte Landesbürgschaft wurde verspätet ausgereicht und versickerte offenbar weitgehend in Entwicklungen, die nicht zum Erfolg führten. Eine später angestrebte Umwidmung der für Investitionen vorgesehen Bürgschaft zur Finanzierung der laufenden Produktion lehnte das Land offenbar aus guten Gründen ab.
Im Erfurter Wirtschaftsministerium hält man sich derzeit bedeckt. Man schließe nichts aus, sagte ein Sprecher auf ND-Nachfrage. Sowohl mit dem Unternehmen wie mit dem Konkursverwalter werde das Gespräch gesucht. Aus Sicht von Ramelow rächt es sich jetzt, dass die Landesregierung nicht Willens und in der Lage ist, die Machenschaften der TIB aufzuklären und dort begangenen Fehler zu korrigieren. Er fordert, das Vermögen aus dem Thüringer Industriebeteiligungsfonds zu nutzen, um Firmen wie Simson nachhaltig zu sanieren. Suhl ohne Simson sei nicht vorstellbar, betonte der PDS-Politiker. Prognosen über Sein oder Nichtsein von Simson wagt derzeit allerdings niemand.
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