Viele Köche verderben die Gegenwehr

Andreas Ehrholdt – Höhen und Tiefen eines Initiators von Protesten gegen Hartz IV

  • Gabriele Oertel
  • Lesedauer: ca. 6.5 Min.

Als 2004 in Magdeburg die Montagsdemonstrationen wiederbelebt wurden, stand der damals 42-jährige Andreas Ehrholdt für Tage und Wochen im Rampenlicht. Er hatte sich aufgerafft, Demütigungen für Langzeitarbeitslose wie ihn selbst nicht mehr hinzunehmen – und bot dem damaligen SPD-Kanzler Schröder und seinen Hartz-Gesetzen mit unerwartet großem und lang anhaltenden Protest die Stirn. Erfolglos, wie wir wissen. Doch Ehrholdt – nach einem Schlaganfall gezeichnet – ist noch heute sicher, das Richtige getan zu haben.

»Hans Modrow hat Verantwortung getragen. Verantwortlich für die Verwerfungen im Osten nach der Vereinigung ist er nicht. Das sind wir, die wir so schnell wie möglich die D-Mark wollten.« Der Mann, jünger im Gesicht als sein Gang am Stock von Weitem vermuten lässt, bekennt es ruhig, aber bestimmt. Und verteidigt damit im Magdeburger DGB-Haus die Entscheidungen des Ex-DDR-Ministerpräsidenten in dessen fünfmonatiger Regierungszeit, nachdem Modrow auf einer Buchlesung zu möglichen Unterlassungssünden bei der Wahrung der Rechte von DDR-Bürgern kurz vor der deutschen Vereinigung befragt wurde. Dass Andreas Ehrholdt eine Lanze für seinen heutigen Genossen bricht, wissen die wenigsten im Saal. Und er selbst hätte es 1989, als er der DDR den Rücken gekehrt hatte, weder als Budapester Botschaftsflüchtling, noch später in einem Nürnberger Auffanglager und noch später wieder daheim im Osten kaum für möglich gehalten, dereinst einmal bei den Linken...


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