Notizen aus Venedig

  • Gunnar Decker
  • Lesedauer: ca. 3.0 Min.

Man muss vorsichtig sein im Verbreiten von Wahrheiten. Vor einiger Zeit las ich, dass der Autor Klaus Bötig sich in Athen vor Gericht verantworten soll, weil er die Griechen ein »sympathisches Völkchen« genannt hat. Bötig ist Ehrenbürger auf der Insel Kos und schreibt seit dreißig Jahren über Griechenland – half ihm alles nichts. Darf man die Griechen nicht mehr sympathisch finden? Doch, aber nicht sie ein »Völkchen« nennen, das ist eine unzulässige Ironisierung des Griechentums. Jedenfalls traut sich Bötig nun nicht mehr nach Griechenland, weil er nicht weiß, ob die sich in ihrer Ehre verletzt fühlenden Griechen ihn nicht schon mit einem Haftbefehl am Flughafen erwarten.

Ich traue mich noch nach Venedig. Warum auch nicht, ich habe die Venezianer nicht »sympathisch« genannt, auch nicht »Völkchen«. Denn beides sind sie eher nicht. Die Italiener sind klug, sie glauben weder an den Staat, noch an die Politik, jedenfalls seit Mussolini...


Wenn Sie ein Abo haben, loggen Sie sich ein:

Mit einem Digital-, Digital-Mini- oder Kombi-Abo haben Sie, neben den anderen Abo-Vorteilen, Zugriff auf alle Artikel seit 1990.